Montag, 24. Dezember 2007

Bildung in der haredischen Gesellschaft

B"H

Viele Male schon habe ich Einzelheiten über die Bildung bzw. das Schulsystem in der Orthodoxie in Israel berichtet. Und viele Male habe ich dabei vor allem die Frauen in Schutz genommen.

Ausgerechnet die Frauen sind benachteiligt, da sie in einigen haredischen Gesellschaften (nicht in allen wohlgemerkt) wenig Chancen auf eine gute Bildung haben. Allein die anti - zionistischen Edah HaCharedit in Mea Shearim verbietet jeglichen Englischunterricht in ihren Schulen. Dieses allerdings betrifft nicht nur die Frauen, sondern genauso die Männerwelt.
Aber gerade im Bildungssystem der Edah wird die Frau extrem benachteiligt und wer als Frau wirklich lernen will, der muß dies allein tun. Aber wer tut das schon, wenn ggf. gegen die internen Gruppenregeln verstossen wird ? Und welcher Mann tut es ? Nur nicht anecken und unangenehm auffallen.

Wer als Frau ist interessiert zu lernen ?
Wenn ich mir die Frauen beim chassidischen Tisch betrachte, dann fällt mir insbesondere bei den chassidischen Gruppen Avraham Yitzchak sowie bei Toldot Aharon auf, dass viele der jungen Frauen wenig Interesse zeigen. Schon allein wenn der Rebbe eine kleine Thorarede hält, stößt dies bei den Frauen vielseits auf Desinteresse. Nun könnte man dies auf zweierlei Arten rechtfertigen:

1. Der Rebbe bzw. seine Rede ist langweilig.

2. Die Mechitza (Trennwand zu den Männern) ist oft so undurchdringlich, dass man auf der Frauenempore eh wenig oder gar nichts hört. Also gebe ich mich lieber den Gesprächen über Kinder und Familie hin.

Was aber ist mit den Männern, die sich auch nicht immer für relig. Reden des Rebben interessieren ?

Tatsache ist, dass gerade in der haredischen Männerwelt der Bildungsgrad abgenommen hat. Und ich wage zu bezweifeln, dass es bei den nationalrelig. Männern anders ausschaut. Hiermit meine ich deren hauseigene Noam - Schulen.

Waren zu talmudischer Zeit viele Rabbis noch große Gelehrte, und das nicht nur in Thora, sondern in Physik, Astronomie oder Mathematik, so spricht die heutige Gegenwart eine andere Sprache. Der Rambam (Maimonides), der Ramban (Nachmanides), der spätere Vilna Gaon, etc., alle von ihnen waren nebenbei Gelehrte der sogenannten "weltlichen" Wissenschaften. Heutzutage jedoch werden derlei Fächer wie Naturwissenschaften auf relig. Schulen gar nicht mehr unterrichtet. Der Rambam wäre geschockt, täte er sich heute mit einem Thoraschüler unterhalten. Ganz zu schweigen von dem fehlenden Wissen über die eigene jüdische Geschichte.

Bei israel. relig. Schülern ist das Allgemeinbildungsniveau fast auf dem Nullpunkt. Wer sich schon nicht für Naturwissenschaften interessiert, okay, der sollte zumindest seine eigene Geschichte und die Hintergründe kennen. Aber auch hier stößt man auf eine Mauer.

Ob haredische Frauen oder Männer, ich habe keinen einzigen Vorschlag wie man die Massen zum Lernen bewegt. Vielleicht die Mauern der Edah bzw. der litvishen Rabbis brechen, gute Lehrer einstellen und interessante Kursthemen vorschlagen. Derzeit schaut die Realität so aus, dass litvishe haredische Frauen, sowie jene von Breslov und Chabad absolut lernbereit sind. Andere Frauen aus der chassidischen Welt müssen erst umdenken, was nicht unbedingt ihre schuld ist, denn schliesslich sind sie mit jener Art von Erziehung aufgewachsen.

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