Sonntag, 30. Dezember 2007

Falsche Absichten

B"H

Es ist schon eine ganze Zeit her und ich hoffe, dass beide Hauptpersonen dieser Story letztendlich ihr wahres Glück gefunden haben.

Eines Freitags abends war ich zusammen mit mehreren Personen zu einem Shabbat - Dinner bei einer Bekannten namens Channah eingeladen. Sie wohnt in einem der ultra - orthodoxen Stadtteile Jerusalems, in Mea Shearim. Seit vielen Jahren ist sie mit einem Satmarer Chassid verheiratet und hat mehr als zehn Kinder, die mittlerweile aber alle verheiratet sind und selbst schon Kinder haben.

Wer zu Channahs Shabbatessen kommt, der muß sich auf einiges gefasst machen. Unter anderem darauf, dass Männlein und Weiblein in zwei verschiedenen Räumen sitzen. Des Anstands halber.

Ich hatte es mir am Tisch schon bequem gemacht als mein Blick ins Nebenzimmer fiel. Ich sah einen jungen Satmarer Chassid in meinem Alter und eine der Töchter Channahs ließ mich wissen, dass der Chassid noch ledig sei. Überhaupt käme er gebürtig aus Ungarn und sei erst kurze Zeit Mitglied bei Satmar.

Ich wiederum überlegte, wie ich wohl ein Date mit dem Chassid zustande bringen würde als Channah strahlend umherlief und verkündete, dass sich ausgerechnet jener Chassid gerade verlobt habe. Ich fiel fast vom Stuhl und war enttäuscht.
Natürlich malte ich mir aus, dass er bestimmt eine Angebetete gefunden hatte, die auch fleißig nach der Hochzeit mit einer Perücke ihr Haar bedecke und noch dazu am Shabbat ein weisses Tichel auf dem künstlichen Haar plaziert. Ganz Satmar halt.
Aber nichts war es. Eine junge nette Amerikanern wurde uns vorgestellt, die alles andere als Satmar war. Sie war happy, das sah man sofort. Der Chassid strahlte auch und ich war sauer.

Am nächsten Tag waren wir wieder alle versammelt. Dieses Mal zum Mittagessen und meine Bekannte Channah schwärmte mir unaufhörlich von dem neuen Paar vor.

Dann sah ich das Paar längere Zeit nicht mehr und hatte beide sogar vergessen. Bis ich eines abends den Bus von der Klagemauer in einen der chassidischen Stadtviertel nahm. Der Bus war volkommen überfüllt, aber plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. Es war die junge Amerikanerin, die den Chassid heiraten wollte. Zuerst erkannte ich sie gar nicht und es dauerte einige Zeit, bis ich wußte, wer sie war.

Ob sie denn verheiratet ist, fragte ich neugierig.
"Nein, meinte sie lakonisch, der Typ aus Ungarn wäre nur hinter ihrem amerikanischen Paß hergewesen. Nichts religiös mit Satmar und so; der Typ wollte nur irgendwie nach New York kommen und sich dann schnell verdrücken. Die ganze Satmar - Show war nur vorgeschoben und sie sei heilfroh gewesen, das rechtzeitig herausgefunden zu haben.

Sie war froh….und ich erst.

Mir war das alles erspart geblieben und ich wurde nicht nach meinem deutschen Paß gefragt. Passieren tut mir das auch nicht mehr, denn in der Zwischenzeit besitze ich nur noch einen israelischen Paß.

Keine Kommentare: