Sonntag, 16. März 2008

Chassidischer Tisch Guide Teil 3 - Chassidut Slonim

B"H

Bevor jemand zu fragen beginnt:
In diesem Artikel geht es nur um die Slonim in Jerusalem und (noch nicht) um jene in Bnei Brak bei Tel Aviv.

Als ich vor knapp einem Jahr beschloß, an nur allen möglichen chassidischen Tischen teilzunehmen, erzählte mir ein Freund von den Slonim. Ich solle doch unbedingt einmal bei ihnen vorbeischauen. Ich gebe zu, dass ich bis zu dem Zeitpunkt nie etwas von den Slonim gehört hatte und wurde neugierig. So fragte ich herum und ein haredischer (ultra - orthod.) Bekannter erklärte mir den Weg zum "Wohl Center".

Die Slonim sind eine recht große chassidische Gruppe in Mea Shearim. Sie sind bekannt für Sauberkeit und bei ihnen muß alles glänzen. Andere Einwohner Mea Shearims reissen sogar Witze über sie. Wenn jemand zu sauber ist, heißt es gleich sarkastisch: "Du bist wohl einer von den Slonim ?"

Details zur Geschichte der Chassidut Slonim:
http://zachor.michlalah.edu/english/khila/khila-5.asp

Dennoch reden andere Chassidim natürlich vorwiegend über den Streit der Slonim in Jerusalem mit ihrem Gegenpart in Bnei Brak. Beide Gruppen befinden sich in einer Art Kriegszustand miteinander.Zwei verschiedene Rebben und zwei fast unterschiedliche Gruppenkonzepte. Anscheinend sind die Slonim in Jerusalem moderater als jene in Bnei Brak und daher werden die Jerusalemer "weiße" und die in Bnei Brak ansässigen "schwarze Slonim" genannt.

Die Slonim haben eine direkte Linie zum Baal Shem Tov. Insbesondere auch durch Rabbi Aharon den Großen; dem Gründer der Chassidut Karlin. Bisher habe ich mich leider mit den Slonim noch nicht ausführlich beschäftigt, kenne jedoch ihre Thorakommentare einigermassen. Der derzeitige Slonimer Rebbe (Jerusalem), Rabbi Shmuel Brozovsky, verfasste einen großartigen Thorakommentar mit dem Titel "Darchei Noam". Ein Kommentar, den ich regelmäßig in meiner Thora Parasha (Parashat HaShavua) auf "Hamantaschen" verwende.

Wir alle haben unsere Vorlieben im Leben; es gibt Dinge, die wir mögen und anderes, was weniger unsere Zustimmung findet. Zu manchen Dingen finden wir sofort Zugang bzw. eine Verbindung, und manchmal geschieht das genaue Gegenteil. Und so erging es mir mir den Slonim. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich finde zu den Slonim einfach keine Verbindung. In erster Linie nicht zu ihren Niggunim (Melodien) beim Tisch. Nur wenige Lieder mag ich. Ein Chassid (keiner von den Slonim) sagte mir, dass die Lieder irgendwie "schwer" seien. Langsam und auf eine gewisse Weise traurig. Leider fehlen mir die Worte, dies besser zu beschreiben.
All das bedeutet keineswegs, dass ich die Gruppe nicht mag, aber irgendwie tue ich mich schwer mit den Slonim.

Zuerst sagte ich mir, dass ich halt öfters vorbeigehen sollte, damit ich die Leute kennen lerne. Ein guter Gedanke, aber nur ist es so, dass die Frauen der Slonim kaum am chassidischen Tisch teilnehmen. Soweit habe ich kaum eine der Frauen gesehen, geschweige denn mit einer von ihnen gesprochen. Ich bin mir sicher, dass die Slonim tolle Leute sind, aber ich finde einfach keine Verbindung zu ihnen. Nicht zu ihren Lieder, aber doch zu den Lehren ihres Rebben.

Der Rebbe der Slonim in Jerusalem: Rabbi Shmuel Brozovsky



Der chassidische Tisch der Slonim beginnt fast immer gegen 22.00 Uhr (Erev Schabbat) und dauert ca. zwei Stunden.

Rebbe Shmuel Brozovsky verzehrt keine Mahlzeit, sondern legt hohen Wert auf das Singen von Niggunim.

Wie ich schon sagte, es sind kaum Slonim Frauen bei Tisch zu sehen und anwesende weibliche Besucher sind überwiegend junge haredische Mädels von außerhalb. Allem Anschein nach sind die Slonim den Nationalreligiösen sowie den säkuleren israelischen Tischbesuchern gänzlich unbekannt.

Der Gebäudekomplex der Slonim ist recht groß und besteht generell aus der Synagoge und einem weiteren Gebäude, in dem die Tische des Rebben stattfinden. Der gesamte Komplex trägt den Namen "Wohl Center".

Der Männereingang in das "Tischgebäude" ist relativ einfach zu finden; die Ezrat Nashim, der Fraueneingang, hingegen ist leicht zu übersehen. Insgesamt ist es von Vorteil, auf eine weibliche Person zu warten, die einem den Eingang zeigen kann. Nur nicht auf eigene Faust lossuchen, wie meine Freundin und ich es bei unserem ersten Besuch bei den Slonim taten. Wir stürmten in das Gebäude und wurden kurz darauf von drei männlichen Chassidim erspäht, die sich sofort in Richtung Wand umdrehten. Manche Chassidim nehmen es halt ernst, keine fremden Frauen anzuschauen. Ich kann nur hoffen, dass wir nicht zu häßlich waren.

Als ich die Drei aber dennoch nach dem richtigen Eingang befragte, gab man uns per Handzeichen die Richtung an.
An alle Leserinnen: Hütet Euch davor, jemals einen männlichen Slonimer Chassid anzusprechen !!!

Die Tür zur Frauenempore befindet sich links neben dem Männereingang. Sie ist nur von außen zu erreichen.

Wer die Tür findet, der kann die Treppen bis zum letzten Stockwerk hinaufsteigen.

Die Mechitzah (Trennwand zu den Männern) besteht aus Holz und wer einen guten Stehplatz findet, kann alles mühelos überblicken.

Gewöhnlich ist der Tisch mit mehreren Hundert Chassidim überfüllt und männliche Besucher haben es nicht einfach, einen Stehplatz zu finden.

Auch scheint es im Erdgeschoß bei den Männern an der Tür einen Aufpasser zu geben. Immer steht ein Chassid parat und durchleuchtet jeden Besucher mit seinen Blicken. Einmal erlebten wir es, dass ein paar Litvische hereinkamen und schon warnte der "Aufpasser" sie, hier keinen Ärger zu machen. Kann sein, dass die Slonim diesbezügliche schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wer weiß ?

Allerdings haben sie einen wunderbaren Brauch bei ihrem Tisch:
Die Chassidim stellen sich nacheinander auf und verbeugen sich vor dem Rebben. Eine tolle persönliche Art, "Gut Schabbes" zu sagen.

Der Slonim - Tisch ist perfekt für all jene, die keine wilden Shows suchen, sondern etwas Ruhiges. Kein großes Getanze oder Herumgehopse. Eher geht es behäbig zu.

Location: Gleich hinter dem Mea Shearim Markt, hinter dem Mosdot Toldot Avraham Yitzchak.

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