Sonntag, 2. März 2008

Die Lästerein der Männer

B"H

In der haredischen (ultra – orthodoxen) Welt herrschen viele stereotype Ansichten über die Frau in der eigenen Gesellschaft.

"Frau sei naiv, ist oft unfähig, selbständige Entscheidungen zu treffen, will sich nicht unbedingt zu höheren jüdische Studien einschreiben, denn Frau verbringt lieber die Zeit mit den Kindern, in der Küche und beim Weiberklatsch. Ganz, wie sich das gehört."

Die Frauen selbst wissen, dass dies nicht immer stimmt, doch die Männer verfallen nur allzu gerne in diese bequeme Gedankenwelt. Und heißt es nicht schon im Talmud, dass die Frauen mehr "Binah – Verstehen" haben ? Wehe dem, der (die Frauen) diesen Talmudpassuk jemals einem Mann zitiert. Dann heißt es im Gegenzug, dass sei ja alles nicht wahr und die Frau brauche halt eine starke Hand.

Natürlich lästern und klatschen die Männer unter sich. Und das sogar zur Genüge. Chassidim sind da keine Ausnahme.
Seitdem ich über die haredische Welt schreibe, musste ich mir schon so einiges anhören. Ständig werde ich von männlichen Haredim (Ultra – Orthodoxen) ausgefragt. Zumindest versuchen sie es. Wohlgemerkt, Haredim und keine Nationalreligiösen. Wobei Letztere auch nicht hinten anstehen und genügend eigenen Klatsch und Tratsch verbreiten.

Was also lästert ein Chassid ? Welche Themen liebt er ?
Es versteht sich von selbst, dass er nur die Lästerein über andere chassidische Gruppen liebt und nichts, was seine eigene Gruppe angeht. Denn die ist schliesslich die Größte. Und wehe dem, der einem Chassid mitten ins Gesicht sagt, dass es Mißstände in seiner Gruppe gibt. Wobei es hier auf die Art der Mißstände ankommt, wie man es formuliert und rüberbringt. Sobald jedoch jemand etwas zur eigenen Gruppe verlauten läßt, wird natürlich die chassidische Konkurrenz beschuldigt, Unwahrheiten in die Welt zu setzen.

Chassidim lieben es, über die Rebbitzens andere Gruppen zu hetzen. Wenn es geht, viel Delikates. Ihre eigene Rebbitzen ist selbstverständlich die größte Zadekes (Gerechte), ausgesprochen intelligent, sie kann kochen, repräsentieren, ist voll Chesed (Güte) und wer weiß, was noch alles. Die Rebbitzen einer anderen Gruppe dagegen wird in Frage gestellt. Generell gilt, dass eben diese Rebbitzen weniger intelligent ist als die eigene.
Viele männliche Chassidim kennen die anderen Rebbitzens nicht, da sie nie mit ihr persönlich zu tun haben. Und so fragen nicht wenige mich, wie es denn beim Tisch war mit der Rebbitzen und so.

"Wie ist sie ?"

"Hat sie was im Hirn ?"

Ich lache mich jedesmal wieder aufs Neue tot, wenn ich diese Fragen höre. Wie soll ich denn die Rebbitzen einschätzen, wenn ich kaum mit ihr rede ? Die meisten von ihnen sind eh immer von ihrer eigenen Frauengruppe umgeben. Klar, bei den Toldot Aharon oder den Avraham Yitzchak ist es ungewöhnlich einfach mit den Rebbitzens zu reden. Aber nicht überall ist dies der Fall. Übrigens sind gerade diese zwei Rebbitzens von unbeschreiblicher unterschiedlicher Natur.

Soweit sprach ich nur mit einer Rebbitzen und die war von den Jerusalemer Kretchnifer Chassidim. Sorry, aber ich habe sie in dem Moment nicht nach ihrem IQ gefragt.

Männliche Chassidim jedoch lassen mich kaum mit der Frage in Ruhe und ich wiederum verstehe nicht, was sie von einer Antwort hätten. Wollen sie in dem Moment nur eine gewisse Überlegenheit gegenüber einer andere Gruppe fühlen ? Anstatt ewig nach der Rebbitzen zu fragen, würde mich hingegen interessieren, wieviel Hirn der Rebbe hat. Ist er wirklich so intelligent oder nur Rebbe, weil es halt so vererbt wird ?

Männer lästern nicht weniger als Frauen, aber in diesem Falle verstehe ich ihren Lästergrund einfach nicht.

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