Mittwoch, 5. August 2009

Anklage fordert eingreifende Massnahmen

Photo + Artikel: Haredim


B"H

Es wird allgemein erwartet, dass die Staatsanwaltschaft eingreifende Massnahmen bezüglich der unter Hausarrest stehen Mutter einfordern wird. So soll die Frau nicht mehr daheim, sondern bei einer anderen Person untergebracht werden und dort unter Hausarrest stehen. Zweitens soll sie mit ihren restlichen vier Kindern nicht in Kontakt kommen. Solange, bis das Gericht ein endgültiges Urteil ausspricht.


Sollte dies alles wahr werden, dann erwarte ich schon einmal die nächsten wilden Demos in Mea Shearim.

14 Kommentare:

shoshi hat gesagt…

Recht hat die Staatsanwaltschaft.

Sie führt als Argument unter anderem an, dass Meah Shearim für die Polizei (zur überprüfung des Hausarrestes) schwer zugänglich ist, was angesichts des Steine-Schmeiss-Zwischenfalls von letzter Woche nicht wirklich verwundert.

Die Leute sollten wissen, was sie wollen: sich unzivilisiert verhalten oder Privilegien geniessen. Beides geht leider nicht immer.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Na, dem Tag sehe ich entgegen, wo man die Mutter aus ihrer Wohnung holtund sie von ihren Kindern trennt. Und sei es auch nur auf Dauer.

Dann wird es ganz schoen knallen im Hinterhof.:-)

shoshi hat gesagt…

Siehst du:
die einen Behaupten, sie haben die Fürsorge deshalb zertrümmert und in Brand gesteckt, weil die Mutter so hinterhältig zu einem Termin gebeten wurde und dann plötzlich von Polizisten in Zivil festgenommen worden ist.

Bis jetzt konnte ich das irgendwie nachvollziehen. Es war wirklich nicht nett von der Staatsanwaltschaft. Aber nach dem, was du sagst, war das ohnehin die einzige Möglichkeit, die gute Frau dingfest zu machen.

Also was wollen sie?
Da beisst sich die Katze in den Schwanz: sie demonstrieren, weil man gewisse "Vorsichtsmassnahmen" ergreift, und man muss gewisse Vorsichtsmassnahmen ergreifen, weil sie demonstrieren...

Aber ich empfinde es als grosse Heuchelei, wenn man auf der einen Seite "den grossen Macho spielt, mit Steine werfen und allem pipapo, und sich dann so kleinmütig zeigt und auf die Tränendrüsen drückt, wenn's um's einstecken geht.

Nimm die Frage der Verhaftung: die gute Frau verweigert die Aussage und das psychologische Gutachten - das ist ihr gutes Recht. Aber mit welchem Recht geht man sich dann beschweren, dass sie in U-Haft sitzt und nicht in eine Nervenheilanstalt gebracht wird?

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft ein Auge zugedrückt und sie in den Hausarrest entlassen. Zu Hausarrest gehört, dass die Polizei jederzeit kontrollieren darf, ob man wirklich zu Hause ist. Diese Bedingung wird nicht eingehalten. Fein. Aber dann regt euch nicht auf, wenn sie wieder in U-Haft kommt.

Dasselbe gilt für die Anwesenheit bei Verhören und Gerichtsterminen: sie wurde entlassen, plötzlich kreuzt sie nicht mehr auf. Ein Richter kann ohne weiteres U-Haft anordnen, um die Anwesenheit bei der Verhandlung zu gewährleisten.

Aber wenn er/sie es dann tut, dann heulen sie wieder.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Auf all das gibt es eine knappe Antwort:

Man will die Frau raushaben. Ich meine damit die Toldot Aharon, die da ein Eindringen in ihre Gesellschaft sehen.

Stell Dir mal vor, die Frau wird verurteilt, ist dann vorbestraft oder muss ggf. in den Knast. Na, das ist ein Skandal !

shoshi hat gesagt…

Was stört es die Frau, wenn sie vorbestraft ist? Wollte sie für ein politisches Amt kandidieren oder was? Für sie gilt doch eh nur die Meinung ihrer eigenen Gesellschaft. Wenn sie, falls sie verurteilt wird, im Knast wie eine Märtyrerin gefeiert wird, dann hat sie eh die Aufmerksamkeit die sie sucht. (Schau dir die videos an wie man die Demonstranten feiert, die aus dem Gefängnis entlassen werden).

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Die verhafteten Demonstranten waren alles Maenner und keine arme schwangere Frau.

shoshi hat gesagt…

Also das mit dem Mafia-Methoden scheint etwas auf sich zu haben.

Dr. Birnbaum sagt in seinem Interview, dass der Gavad Weiss versucht hat, ihn und den Klinikchef Mor Yossef dahingehend zu beeinflussen, dass das Klinikpersonal nicht gegen die Mutter aussagt.

Wenn ich der Gavad wäre und das nicht gesagt hätte, würde ich Dr. B wegen Verleumdung anklagen. denn es geht doch hier um nichts weniger als einen Versuch, Zeugen zu beeinflussen (heisst das Verdunkelung?)

Aber das war noch nicht alles. Heute meldet die chareidische Presse einstimmig, dass man die Krankenkasse "meuchedet" boykottieren möchte, weil 11 von den 125 Zeugen der Anklage für Meuchedet arbeiten.

Hat man sowas schon gehört?

http://www.kikar.net/article.php?id=3529

shoshi hat gesagt…

Ich finde, diese Geschichte ist ein sehr schönes Beispiel für die Methoden, die in der chareidischen Welt angewandt werden. Auch in unserer Gemeinde habe ich das schon ein paar mal erlebt:

Man versucht zu verschweigen, Information zu unterdrücken, Leute von Sachen abzuhalten indem man sie boykottiert. Das ist wirklich voll aus dem Leben gegriffen.

Ich finde es gut, dass du die deutschsprachige Welt über diesen Aspekt des chareidischen Lebens informierst.

Das erklärt auch, warum man oft ein so verklärtes Bild von dieser Welt hat: Gegenteilige Informationen werden einfach ausgeblendet, wenn nötig auch mit brutalen Mitteln.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Na, so schlimm ist das Stillschweigen und unter den Teppich kehren in der haredischen Gesellschaft nun auch wieder nicht.

In der nationalrelig. sowie anderen (auch saekuleren) Gesellschaften wird genauso liebend gerne gekehrt.

Ueberall in der Welt wird gerne und viel gekehrt.

Das mit der Mutter ist nun ein Musterbeispiel und ich warte erst einmal ab, was beim Gericht herauskommt. Wenn sie denn erst einmal richtig dort in der Verhandlung steht.

Ich kenne die neuesten Infos, doch bin ich aufgrund sovieler Kommentare noch nicht viel zum Schreiben gekommen.:-)

shoshi hat gesagt…

"Na, so schlimm ist das Stillschweigen und unter den Teppich kehren in der haredischen Gesellschaft nun auch wieder nicht."

Solange du selbst nicht davon betroffen bist, ist es nicht so schlimm. Solange du niemandem in die Quere kommst, passiert nichts.

Aber wenn du jemandem in die Quere kommst, und von dieser Gesellschaft abhängig bist, dann ist es nicht lustig, das kann ich dir versprechen.

Dann knebelt man die Leute, bis ihnen die Luft ausgeht, bis sie sagen "rotzeh ani".

Deshalb ein kleiner Tipp: schau immer, dass du ein Bein draussen hast, so bist du am sichersten.
Sobald dein wirtschaftliches Überleben von ihnen abhängt, bist du erpressbar.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Ich arbeitete einmal fuer eine chassidische Gruppe und war nicht erpressbar. Eher habe ich sie erpresst, denn ich musste meinem Gehalt oft hinterherlaufen.:-)

Es kommt immer auf den Sachverhalt an. Ich erlebte auch schon, dass Haredim nichts unter den Teppich kehrten und alles aufdecken wollten.

Ich denke, dass es darauf ankommt, mit wem Du zu tun hast. Manche Rabbis sind total offen und andere wieder kehren lieber.


Ich unterstelle der Kupat Cholim nichts Boeses, dnn bei gewissen Verdachtsmomenten muss man ja reagieren. Und wer nimmt die Toldot Aharon jetzt, nachdem sie mit Me'uchedet solch einen Zirkus veranstaltet haben ? Bleibt nur noch die AOK.:-)))

Anonym hat gesagt…

B"H
ich sage keiner hat recht denn niemand was was wirklich passiert ist alle reden nur was sie gehoert haben
gruss und schabbes
yitzchak

shoshi hat gesagt…

Es wird halt viel hinter verschlossenen Türen oder vorgehaltener Hand geregelt.

Der Vorwand ist dann immer "Lashon Hara", schliesslich müssen es nicht alle wissen, aber meistens wissen es am Ende doch alle, nur unter halt unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit.

Aber die Rabbonim klären die Leute meist nicht über die Hintergründe ihrer Entscheidungen auf, sondern es wird "emunat Chachamim" verlangt, so quasi: wenn er es sagt, dann muss es ja stimmen.

Ich meine gut: wenn man persönlich hingehen würde und fragen würde: warum soll ich plötzlich keine Erdbeeren mehr essen oder warum ist dieser Kandidat nicht akzeptabel, dann würde er es mir vielleicht sagen. Vielleicht. Weil wenn er "die Privatsphäre des betreffenden wahren will", dann kann er es mir auch nicht sagen.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Ich schliesse mich der Meinung von Yitzchak an. Selbst wenn es zum Gerichtsverfahren kommt, was wirklich geschah oder nicht ... der Fall ist schon viel zu verworren und durch den Dreck gezogen.
Haette man von Vornherein alles hinter den Kulissen geregelt, waere es nie zu solch einer Farce gekommen, aber die Toldot Aharon dachten, sie koennen alles anhand von Demos selbst in die Hand nehmen.

Die Krankenhaeuser werden nach zwei Jahren Behandlung des Jungen nicht ganz so unschuldig sein, wie sie tun. Auch lautet es auf haredischen Sites, dass der Junge in Krebsabteilungen behandelt worden ist. Ich glaube, dass ist auch auf dem Blog der Mutter zu lesen.

Jeder besteht nun auf "seiner" Wahrheit und der Normalbuerger steigt da eh nicht mehr durch.

Aber ich bin mir sicher, dass die Toldot Aharon die Wahrheit kennen, aber sie nie oeffentlich hinausposaunen taeten.