Sonntag, 18. Mai 2008
Rigorose Frömmigkeit
B"H
Was mich jedesmal immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist die rigorose Frömmigkeit der Toldot Aharon Frauen.
Einmal ganz realistisch und feministisch gesprochen: Da werden die weiblichen Gruppenmitglieder absolut streng erzogen, heiraten mit ca. 18 Jahren, nur um danach ein Familienleben zu führen. Wie andere chassidische Gruppen auch, sind die Toldot Aharon patriarchalisch geordnet. Nicht, dass der Mann immer das Sagen haben muß; dennoch, öffentlich hat die Frau hinter dem Mann herzugehen (siehe die internen Gesetze "Takanot" der Toldot Aharon) und auch anderweitig hat die Frau im öffentlichen Leben der Gruppe nichts zu suchen. Sie ist Hausfrau, Mutter und arbeitet, wenn erforderlich. Leitende Positionen innerhalb der chassidischen Gruppe sind für sie nicht vorhanden, es sei denn, es handelt sich um die Rebbitzen.
So mancher von uns mag sich sagen, dass das ja ein total eingeschränktes Leben sei. Unter der Männerknute, ohne Chance auf einen kleinen Hauch von Selbstverwirklichung. Wo bleibt denn da die Würde der Frau und so ?
Diese Argumente mögen schon angebracht erscheinen, trotzdem fällt es mir immer wieder auf. Zwar kann man den Frauen alles erzählen und sie zeigen sich interessiert. Am Ende des Gespräches jedoch kommt immer wieder der gleiche Satz: "Man muß halt mehr beten und auf G - tt vertrauen".
Und genau dann frage ich mich, wofür ich mir eigentlich die ganze Zeit den Mund fusselig geredet habe. Erst jaja, und dann kommt die lapidare Antwort vom beten und so. Das ist doch zum aus der Haut fahren.
Im ersten Moment sicherlich. Aber zwei Sekunden später überdenke ich die Aussage schon und komme zu dem Schluß, dass ich die uneingeschränkte Frömmigkeit der Toldot Aharon Frauen ungemein bewundere. Wie können sie nur solch ein G - ttvertrauen haben ? Wo sich so mancher von uns im Gebet geradezu abrackert, kommen gerade diese Frauen mit einer Leichtigkeit daher, die unbeschreiblich ist.
"Ja, klar, beten wir jetzt dies uns das. Keine Frage. Lust oder nicht ? Sowas gibt's bei uns nicht". Und gesagt - getan.
Da meinen wir Außenstehenden immer so toll und frei dran zu sein im Leben. Kein Gruppenzwang, jedenfalls nicht nach Takanot, und alles läuft irgendwie cool und easy. Oft läßt uns diese Art der Selbstsicherheit sogar auf eben jene chassidischen Frauen herabschauen. Und dann kommen wir dorthin, reden mit ihnen und merken, dass unsere so sicher geglaubte innere Sicherheit und Freiheit vor der uneingeschränkten bis hin zu Selbstaufgabe bereiten Frömmigkeit der Toldot Aharon Frauen wie eine Seifenblase zerplatzt.
Ich wünschte, ich könnte so standfest sein, wie diese Frauen.
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