Sonntag, 25. Mai 2008

Se'udat Shlishit

B"H

Seltsamerweise nimmt auch das Essen in der Chassidut einen breiten Raum ein. Aber was heißt da "seltsamerweise", denn immerhin hat ist die Chassidut sehr mit der Kabbalah verknüpft und gerade dort spielt das Essen eine immense Rolle. Anhand des Essens unternimmt jeder Jude diverse "Tikunim - Seelenreparaturen". Wie das ?

Der Arizal, Rabbi Yitzchak Luria, beschreibt in seinem Buch "Shaar HaGilgulim", wie es geschehen kann, dass Seelen in Tieren reinkarniert werden können. Anhand der Segen, welche wir vor und nach dem Essen sagen, sind wir in der Lage, diese Seelen aus ihrer Lage zu befreien und ihnen so zu einem höheren Level (ihres Tikun - Reparatur) zu verhelfen.

Aber um solche hoch kabbalistische Theorien geht es in diesem Artikel eigentlich nicht. Vielmehr ist mein Thema das "Se'udat Shlishit - Die traditionelle dritte Mahlzeit am Schabbat".

Die erste Mahlzeit nehmen wir nach dem Kiddusch (Segnung des Weines) am Erev Schabbat (Freitag abend) zu uns. Die zweite folgt nach dem Synagogengang am Schabbat (Mittagessen am Samstag) und die dritte Mahlzeit erfolgt kurz vor Schabbatausklang. Oder in präziseren Worten ausgedrückt: Das Se'udat Shlishit wird zwischen Mincha (Nachmittagsgebet) und dem Maariv (Abendgebet) gegessen.

Viele chassidische Rebben und auch die Rebbitzens nehmen die dritte Schabbatmahlzeit (Se'udat Shlishit) zusammen mit ihren Anhängern ein. Zum Beispiel veranstaltet die chassidische Gruppe Dushinsky in Jerusalem solch ein gemeinsames Essen. Ob dazu Frauen zugelassen sind, habe ich noch nicht getestet. Dafür erzählte mir jemand, dass die Rebbitzen des Toldot Aharon Rebben ein Se'udat Shlishit für die Toldot Aharon - Frauen gibt. Gerne würde ich einmal daran teilnehmen, habe mich jedoch noch nicht eingehend erkundigt. Was ich zu meiner Schande eingestehen muß.

Natürlich spielen bei dem Essen mit dem Rebben auch wieder die "Schirayim" eine überwiegende Rolle. Der Rebbe sagt den Segen über das Brot und verteilt dann kleine Stückchen an seine Chassidim. Und genau hier kommen wir wieder zum großen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria und seiner Theorie in der Lurianischen Kabbalah zurück, dass ausgerechnet der Rebbe als Zaddik (Gerechter) die Kraft besitzt, solche reinkarnierten Seelen zu befreien bzw. die bei der Erschaffung der Welt herabgefallenen Netzizot (Funken) anhand seines Segens an ihren Ursprung zurückzuführen.

Begleitet wird das Se'udat Shlishit von verschiedenen Niggunim (Melodien und Liedern). Die Musik spielt in der Chassidut eine ebenso wichtige Rolle, denn durch sie erreicht man eine direkte Verbindung zu G - tt. Und auch aus diesem Grund singen viele Religiöse ihre Tehillim (Psalmen) oder Gebete. Des Weiteren ist bei in vielen chassidischen Gruppen üblich, dass die Chassidim den Psalm 23 vortragen und der Rebbe antwortet mit Psalm 21.

Ebenso besteht im Judentum das Konzept, dass ein Jude am Schabbat eine zusätzliche Seele bekommt und diese am Mozzaei Schabbat (Schabbatausklang) den Körper wieder verläßt. Durch das Verlassen geht uns eine gehörige Portion spirituelle Kraft verloren und wir müssen bis zum nächsten Schabbat warten, dass wir sie zurückerhalten.

Die Mischna (mündl. Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe auf dem Berg Sinai) sowie die anschließende Gemara (rabbinische Diskussionen) lehren uns im Talmud Traktat Schabbat 117b, dass wir am Schabbat mindestens drei Mahlzeien zu uns nehmen müssen (siehe oben). In Schabbat 118a heißt es, dass jeder, der die Mitzwah, drei Mahlzeiten am Schabbat zu essen erfüllt, wird von drei Katastrophen verschont:

1. Von den Repressalien, welche dem Kommen des Meschiach vorausgehen.

2. Vom Gericht im Gehinnom (vom strengen Gericht der Seele).

3. Vom Krieg zwischen Gog und Magog (Yechezkiel 38 - 39).


In Jerusalem hat das Se'udat Shlishit immer eine ganz besondere Bedeutung für mich. Meistens gehe ich zu Rabbi Mordechai Machlis, wo wir mit mindestens zwanzig weiteren Teilnehmern samt seiner Family zusammensitzen. Serviert werden die Reste des Mittagessen, aber genauso frisch zubereitete Leckereien. Außerdem hält der Rabbi eine Rede und es werden ebenso Lieder gesungen. Im Anschluß findet das Maariv (Abendgebet) statt und danach die Havdalah (Trennungszeremonie des Schabbats von der neu beginnenden Woche).

Auf dem Heimweg herrscht eine komische Stimmung. Da ist man noch in der Schabbatkleidung und innerlich im Schabbat versunken; andererseits kehrt jedoch schon wieder der Alltag ein und die Geschäfte öffenen und der Busverkehr beginnt.

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