B"H
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber ich muß zugeben, dass es mir am Anfang recht schwer fiel, den genauen Sinn zu verstehen.
Wer an einem chassidischen Tisch am Schabbat teilnimmt, der wird in den meisten Fällen Zeuge folgender Szene:
Der Rebbe kommt herein und mehrere Hundert Chassidim (bei kleineren Gruppen natürlich weniger) warten auf ihn. Sie stehen bzw. sitzen an den Seiten des sich in der Mitte befindenden unendlich langen Tisches. Der Rebbe nimmt am Ende des Tisches Platz und beginnt zu beten und macht dann Kiddush (Segnung des Weines vor dem Schabbatmahl).
Nach dem Kiddush folgt die Segnung der Challot (Schabbatbrote) und danach folgt in der Regel ein Mahl. Nicht bei jeder chassidischen Gruppen (Dushinsky, Karlin - Stolin oder den Slonim) wird gegessen, aber bei vielen schon (Belz, Toldot Aharon, Avraham Yitzchak, Kretchnif, etc.).
Gewöhnlich ißt der Rebbe einige Häppchen von allem Aufgetischten, gibt jedoch den Rest an seine umstehenden Chassidim weiter. Zum Beispiel wird der Reis in kleine Plastikschälchen aufgeteilt und durch die Reihen gereicht. Jeder nimmt sich dann ein paar Reiskörner.
Zuerst war ich der Überzeugung, dass sollte ich dort unten stehen, ich nichts von dem Reis etc. nehmen würde. Da grabbelt ja jeder mit seinen Händen darin herum und wie wichtig kann der Brauch schon sein.
Seitdem ich das Buch des Holländers Daniel Meijers "Ascetic Hasidism in Jerusalem" las, haben sich mir völlig neue Welten eröffnet. Endlich habe ich verstanden, warum den Chassidim das Essen des Rebben so wichtig ist und sie sich auf jeden noch so kleinen Bissen stürzen.
Bevor der Rebbe mit dem Essen beginnt, spricht er einen Segen darüber aus, in welchem G - tt gedankt wird, dass Essen erschaffen zu haben. Wenn der Rebbe nun Teile seines Mahles an die Chassidim weiterreicht, wird der hohe Segen des Rebben an seine Chassidim durch das Essen weitergeleitet.
Der Rebbe ist in der Chassidut nicht wegzudenken und eine chassidische Gruppe ohne Rebben (Breslov oder Chabad) ist fast immer ein Desaster. Letztendlich unterteilt sich die Gruppe in mehrere Strömungen, da niemand die Richtung bestimmt.
Die Chassidim sehen den Rebben als Respektperson und ebenso als Zaddik (Gerechter). Durch seine spezielle Frömmigkeit ist er G - tt näher und wer dem Rebben nahe ist, der ist automatisch auch G - tt nahe.
Dieses ist ein altes Konzept, welches insbesondere vom Chozeh (Seher) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz (1745 - 1815), vertreten wurde. Seine Konkurrenz, die Peschis'cha - Schule mit Rabbi Yaakov Yitzchak Rabinovicz (1766-1813), hält dagegen, daß auch ein Rebbe bzw. der Zaddik an sich arbeiten muß, um G - tt nahe zu sein. Allein durch seine Position erreiche er dies nicht.
Der Peshis'cha - Schule entstammen so berühmte Gruppen wie Chassidut Gur. Der derzeitige Rebbe der Chassidut Biale in Jerusalem (Stadtteil Givat Shaul) ist der direkte Nachfahre des Rabbi Yaakov Yitzchak Rabinovicz.
Der Schule des Chozeh von Lublin folgen unter anderem Belz oder Satmar.
Dienstag, 29. Januar 2008
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