Mittwoch, 23. Januar 2008

Nichts läuft ohne Connections ab

B"H

Als Außenstehender durch die haredische (ultra - orthod.) Welt zu geistern, ist nicht immer einfach. Die haredische Welt besteht, wie schon unzählige Male zuvor berichtet, aus den litvishen Haredim sowie den Chassidim. Wer Infos oder Anschluß zur litvishen Welt sucht, der tut sich in der Regel einfacher. Klar, gibt es Unterschiede und nicht jeder Litvak ist gleich. Hierbei kommt es auch auf seinen individuellen Background und die Yeshiva (relig. Schule) an, in der er lernt. Zum Beispiel werden Leute aus dem Brisk - Movement keinem Außenstehenden etwas mitteilen. Insgesamt jedoch ist die litvishe Welt nicht zu vergleichen mit dem, was einen Außenstehenden in der chassidischen Welt erwartet. Wobei ich hier die Gruppen Chabad (Lubawitsch) und Breslov ausschliesse, denn dort ist es wieder anders.

Wer in die chassidische Welt eindringen will, und handele es sich hier um das Jerusalemer Mea Shearim oder das New Yorker Brooklyn, muß schon mit ganz anderen Kriterien aufwarten. Es steht außer Frage, dass derjenige halachischer Jude sein sollte. Mea Shearim & Co. geben sich nicht mit Reformkonvertiten oder jenen ab, die meinen, sie müssen sich als Jude ausgeben, wobei sie es nicht sind. Wer den Drang verspürt, sich als Nichtjude als Jude ausgeben zu müssen, der hat ein ernsthaftes Identitätsproblem oder ganz einfach eine deftige Schraube locker. Nicht nur, dass er sich selbst belügt, sondern zeigt er dadurch nur Hohn und Spott gegenüber den Chassidim. Des Weiteren sollte sich der Lügner darüber im klaren sein, jeden Moment aufzufliegen, was nicht angenehm sein wird.

Obwohl ich mich sehr häufig in der haredischen und insbesondere in der chassidischen Gesellschaft bewege und mit fast allen der Ideale bzw. Lehren übereinstimme, bin ich dennoch ein Außenseiter und werde auch als solches behandelt.

Manchmal wäre es für mich ohne zuverlässige Informaten aus der Szene selbst schier unmöglich, Details zu erfahren und beschreiben. Bücher lesen und in chassidische Synagogen zu gehen allein reicht nicht aus. Man muß Leute kennen lernen und sich einen gewissen internen Kreis aufbauen, sonst geht gar nichts.

Auf meinen ersten Kreis stieß ich eher ungewollt und seitdem geht alles leichter von statten. Nicht nur, dass ich lernte, mit den Chassidim zu reden und umzugehen; meinen Kreis kann ich auch bei eventuellen Fragen nennen und erhalte damit Zugang zu weiteren Gesellschaftskreisen. Zum Beispiel nenne ich die Namen einiger Leute, Chassidim kennen diese Leute normalerweise und lassen mich sofort ein. "Ja, wenn Du diejenigen kennst, dann bist Du okay."

Allmählich kommt man weiter, was jedoch mehrere Monate oder selbst Jahre dauern kann. Eines jedoch darf aber niemals vergessen werden: Die Außenseiterposition wird man durch diese Kontake NICHT los. Man bleibt ein Outsider und kommt nie in den Genuß der ganzen chassidischen Welt.

Vor wenigen Tagen rief ich Bekannte von der chassidischen Gruppe Satmar an. Da wir uns längere Zeit nicht sahen, mußte ich mich erst einmal wieder in Erinnerung rufen. Zuerst gelang mir das weniger und ich erzählte von einigen meiner Aktivitäten. Die Erinnerung kam postwended zurück. Man erinnerte sich schnell und schon war ich eingeladen. So werde ich diesen Schabbat bei Satmar verbringen. Als Outsider.

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