B"H
Da sich der 27. Januar nähert und dieser in Deutschland als Holocaust - Gedenktag begangen wird, veröffentliche ich vorab einen diesbezüglichen Artikel, welchen ich im vergangenen Jahr verfasste.
In diesem Jahr werde ich einen neuen Artikel zu dem Thema vorbereiten, den ich wenige Tage vor dem 27. Januar in den Blog stellen werde. Auch in dem neuen Artikel wird es wieder um die Chassidim und den Holocaust gehen.
Allgemein: Chassidim sind ultra - orthodoxe Juden, die der Lehre des Baal Shem Tov (Besht) folgen.
Viele Bücher wurden über die Reaktion der Juden auf den Holocaust (hebrä. Shoah) geschrieben, doch gibt es nur ganz wenige Publikationen über die Reaktion der Chassidim.
Mein Beitrag zu diesem Thema stützt sich überwiegend auf eine Publikation von Pesach Schindler (Leiter einer konservativen Yeshiva und Holocaust - Experte).
Tausende Chassidim sind im Holocaust umgekommen und fast ganze Dynastien wie Gur, Belz oder Bobov wurden vernichtet. Erst Jahrzehnte nach dem Krieg "erholten" sich chassidische Gruppen von den Verlusten ganzer Gemeinden und Generationen und formierten sich neu.
Die Mehrheit der Chassidim nahm die Verfolgung und den Holocaust als G - ttesurteil auf. Niemand hat das Recht, G - ttes Urteile und Handlungen in Frage zu stellen. Alle Antworten bekommen wir vom Meschiach. Außerdem ist Leiden eine Einleitung für das Kommen des Meschiach (hierzu gibt es unterschiedliche Interpretationen).
Der Grodzisker Rebbe, Rabbi Yisrael Shapira, sagte noch in Treblinka: Wir sollen G - ttes Handlungen nicht anzweifeln.
Solcherlei Meinungen basieren auf einem sehr komplizierten chassidischen Konzept: Selbst das Böse hat seine Wurzeln im Guten. Dadurch, dass die Thora und Mitzwot(Gebote) in den schlimmsten Zeiten eingehalten werden, bringen wir den Meschiach näher. Chassidim hielten auch weiterhin an der Idee fest, G - tt mit totaler Selbstaufgabe zu dienen. Die Diaspora (Galut) sei nun einmal eine Tragödie.
Aber es gab auch andere Stimmen. Viele Chassidim formierten sich in
Partisanengruppen. Der Belzer Rebbe verlangte von seinen Chassidim Europa zu verlassen. So auch der Komarner Rebbe.
Zwanzig Chassidim des Ostrower Rebben wollten sich opfern, um ihrem Rebben das Leben zu retten, doch die Nazis erschossen alle Zwanzig und den Rebben.
Chassidim weigerten sich, soweit möglich, ihre Kleidung auszutauschen und die Bärte abzurasieren. Chassidische Admorim (Rebbes) liessen ihre Anhänger nicht allein und gingen mit ihnen in den Tod. Noch in Auschwitz gab es Gebets - Service und in Birkenau wurden sogar illegal Mazzot gebacken.
Einige chassidische Rebbes stellten G - ttes Handlungen dennoch in Frage. Ob G - tt nicht seine eigenen Gebote missachte.
Rabbi Aharon Rokeach (Belz) wurde gefragt, ob man nicht ein g - ttliches Einschreiten arrangieren sollte.
Seine Antwort: Nein, alles sei ein G - ttesurteil.
Es gibt mehrere Berichte und ich selbst habe dies von jemandem gehört: In Auschwitz haben viele Gefangene einmal die Kabbalisten gefragt, ob man nicht kabbalistische Flüche gegen die Deutschen aussprechen solle. Man fragte sogar G - tt selbst um Rat. Doch eine "Bat Kol" (das Echo einer himmlischen Stimme, siehe Talmud Traktate Yoma 9b und Eruvin 13b) sagte NEIN.
Antworten auf den Holocaust gibt es keine. Auch keine Religiösen. Wie heisst es doch ? Wir erfahren alle Geheimnisse nach unserem Tod oder dem Eintreffen des Meschiach. Für die Chassidim ist das Leiden vor dessen Eintreffen nicht vorüber. Alle, auch wir, sehen den Krieg Gog und Magog vor dem Meschiach. Doch der letzte Lubawitscher Rebbe, Menachem Mendel Schneerson, vertrat einen anderen Standpunkt:
Der Zweite Weltkrieg sei schon Gog und Magog gewesen und nun sei der Weg frei für Meschiach.
Eines aber ist gewiß: Deutsche insgesamt haben auch heute noch einen schweren Stand bei den Chassidim. Ich kenne einen Gerer Chassid (gebürtig aus Polen), welcher seine gesamte Familie verlor. Er heisst Shalom Mark und schrieb ein Booklet über seine Erlebnisse in verschiedenen Konzentrationslagern. Der Titel seines Booklets: "Choose Life".
Auch bei Shalom Mark finden Deutsche keine Vergebung. Aber nicht nur die Chassidim verhalten sich so; auch die Nationalreligiösen haben ähnliche Meinungen. Oder wurde Angela Merkel schon einmal vom Gerer Rebben, Rabbi Yaakov Aryeh Alter, oder von Rabbi Mordechai Eliyahu eingeladen ?
Tatsache ist, dass 99% der Chassidim Deutschland meiden. Selbst bei den dort ansässigen Chabadnikkim bleibt immer ein bitterer Nachgeschmack. Ein sephardischer Chassid meinte zu mir, dass Angela Merkel zwar sehr israelfreundlich sei, doch es für Deutschland insgesamt keine Vergebung gebe.
Was vielen Israelis immer noch missfällt, ist das Hören der deutschen Sprache. Eine nationalreligiöse Frau sagte, dass sie zwar keine deutschen Produkte aus dem Haushalt verbanne, wie ihre Mutter. Doch sehe sie im deutschen Charakter immer eine Kultur, die von sich meint, besser zu sein als andere Kulturen.
In anderen Worten: Mit Kranzniederlegungen ist es nicht getan. Deutschland muss auch in der Zukunft weiterhin beweisen, dass es den Antisemitismus bekämpft und ein demokratisches Land bleibt.
Dienstag, 8. Januar 2008
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