Donnerstag, 10. Januar 2008

Die Dumme aus der letzten Reihe

B"H

Jüdische religiöse Blogs wettern immer mehr gegen die Forderung der Jerusalemer haredischen (ultra - orthod.) Bevölkerung, sogenannte koschere Busse einzuführen. In diesen Bussen sollen Männlein und Weiblein getrennt sitzen. Gewöhnlich sitzen dann die Männer im vorderen und die Frauen im hinteren Teil des Busses. So solle dem Anstand gedient werden und die Männer kommen nicht auf dumme erotische Gedanken.

Jerusalemer EGGED - Stadtbus



Manchmal geht mir die Rolle der Frau insbesondere in der chassidischen ultra - orthod. Gesellschaft total auf die Nerven. Vor allem dann, wenn die Männer in der Öffentlichkeit auf Distanz machen, privat dagegen viel zugänglicher sind.
Einerseits fordern hohe chassidische Rabbis die "koscheren Busse", spreche ich dagegen privat mit Chassidim, so ist dieses Thema für sie nicht von allzu hoher Bedeutung. Es reiche ja aus, wenn eine Frau nicht gerade neben einem Mann sitzt, es sei denn, es handele sich um ein Ehepaar.

Privat komme ich recht viel mit männlichen Chassidim in Kontakt. An der Uni trifft man viele chassidische Akademiker zu Hauf und vielleicht zeigt sich jetzt manch ein Leser überrascht.
Akademische Chassidim ? Sowas gibt's ?

Ja, soetwas gibt es auch und ich kenne einige von ihnen, die relig. Bücher schreiben oder ihr Doktorat an der Uni machen. Mit diesen Leuten kommt man sehr leicht in Kontakt und kann ihnen alle nur erdenklichen Fragen stellen. Derzeit quetsche ich einen Vischnitzer Chassid zum Thema Holocaust aus, denn ich bereite einiges dazu vor: "Chassidim im Holocaust und danach".

An der Uni werde ich von den Chassidim nicht als "die Dumme Weiblichkeit aus der letzten Busreihe" betrachtet. Eher im Gegenteil, sie kommen auf mich zu, sobald sie mich mit diversen Büchern sichten. Das erregt dann schon ihr Interesse und man wird neugierig. Wenn ich dann noch die Zeitung der anti - zionistischen Edah HaCharedit oder "Der Yid" von der chassidischen Gruppe Satmar lese, ist alles aus. Dann läuft alles viel schneller ab als bei jedem chassidischen Tisch am Schabbat. Auch bei mehr oder weniger privaten Treffen mit den Chassidim der Gruppe Gur geht alles ganz alltäglich zu. Ich frage alles und jeder antwortet.

Treffe ich jedoch die gleichen Leute auf dem Machane Yehudah Markt oder irgendwo anders in der allgemeinen Öffentlichkeit, dann schaut es anders aus. Plötzlich finde ich mich als Dumme von der letzten Sitzreihe wieder, denn niemand will in der Öffentlichkeit zeigen, dass er mit fremden Frauen spricht. Dann wird alles sofort zum Unanständigen degradiert und es herrscht das Schweigen im Walde.

Mittlerweile habe ich mich schon an so einiges gewöhnt, was mich aber dennoch keineswegs veranlaßt, koschere Busse zu benutzen, nur um mich in die letzte Bank befördern zu lassen.

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