Dienstag, 22. Januar 2008

Die Gründung der chassidischen Gruppen Toldot Aharon, Shomrei Emunim und Toldot Avraham Yitzchak

B"H

Da ich mich besonders häufig und sehr eingehend mit der extremsten chassidischen Gruppe, den Toldot Aharon, beschäftige, hier eine kleine historische Einführung zu dem Thema.

Der Artikel ist etwas älteren Datums und in der kommenden Zeit werde ich vieles hinzufügen oder entsprechend ändern.

Die Toldot Aharon sind im deutschsprachigen Raum gänzlich unbekannt, aber ebenso in anderen Sprachen fallen die Infos nur recht spärlich aus. Dies soll sich hiermit ändern.

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Der Gründer sowie zugleich der erste Rebbe der chassidischen Gruppe Toldot Aharon war der in der ehemaligen Tschechoslowakei geborene Rabbi Aharon (Arele) Roth. Er wurde im Jahre 1894 in der Stadt Ungvar geboren. Sein Vater war Rabbi Shmuel Yaakov und seine Mutter war ein Enkelkind eines Zaddik (Gerechten) aus der Zeit des Baal Shem Tov. Schon frühzeitig im Alter von neun Jahren lernte Rabbi Arele (so sein Kosename) in der Yeshiva des Rabbi Yosef Rothenberg in Krasnoye. Später lernte er in galizischen Yeshivot sowie unter Rabbi Yeshayahu Zilberstein in Ungarn. Während des Ersten Weltkrieges lebte Rabbi Aharon Roth in Ungarn.

Im Alter von 22 Jahren heiratete er Sima (Inta ?), die Tochter des Rabbi Yitzchak Katz von Budapest. Danach zog er für kurze Zeit nach Satmar, wo er sich eine kleine Gefolgschaft von Schülern aufbaute. Obwohl Rabbi Aharon Roth später ein berühmter Rebbe und Begründer einer chassidischen Dynastie war, verband ihn keine direkte Linie mit dem Baal Shem Tov. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, waren fast alle Begründer chassidischer Dynastien Schüler von den Schülern des Baal Shem Tov. Bei Rabbi Roth war das nicht der Fall, sondern vielmehr besass er eine charismatische Persönlichkeit und verfügte über hervorragende Kenntnisse in der jüdischen Religion. Aufgrunddessen fand er schnell Anhänger, die ihn zum Rebben auserwählten.

Er hatte unter grossen Rebben wie Rabbi Yissachar Dov Rokeach, Rabbi Zvi Elimelech Sira von Bluzhov, Rabbi Israel Hager von Vishnitz, Rabbi Yeshaya Silberstein von Weitzen und Rabbi Moshe Vorhand von Makov gelernt.

Im Jahre 1925 zog Rabbi Aharon Roth nach Jerusalem, wo er schon kurz darauf eine kleine Gefolgschaft um sich versammelte. Aufgrund gesundheitlicher Probleme kehrte er im Jahre 1929 nach Satmar zurück. Dort jedoch begegnete man dem selbsternannten Rebben mit Misstrauen und schliesslich war er gezwungen, Satmar zu verlassen und nach Beregszaz (Beregovo) zu ziehen, wo er eine neue Yeshiva gründete, die den Namen "Shomrei Emunim" - (Hüter des Glaubens) trug. Acht Schüler lernten bei ihm und ausserdem wurde die Yeshiva von Rabbi Chaim Elazar Shapira von Munkacs unterstützt.

All die verstrichenen Jahre hatte er jedoch niemals seine Anhänger in Jerusalem vergessen und es herrschte ein ständiger reger Kontakt. Im Jahre 1939 zog Rebbe Roth zurück nach Jerusalem und rief die extreme geschlossene chassidische Gruppe Shomerei Emunim ins Leben. Er war ein rigoroser Gegner des Zionismus, legte allerhöchsten Wert auf leidenschaftlich gesprochene Gebet bis hin zur Ekstase und entwickelte die Gesetze (Takanot), nach denen seine Anhänger zu leben haben. Anfang der 50iger Jahre wurde aus den Shomrei Emunim die Toldot Aharon.

Rebbe Aharon Roth verstarb am 6. des jüdischen Monats Nissan 1947 und wurde auf dem jüd. Friedhof auf dem Ölberg begraben. Rebbe Arele, der Kosenamen seiner Chassidim, war Autor mehrerer Bücher, darunter "Shomer Emunim" und "Shulchan HaTahor".

Nach seinem Tod wählte die grosse Mehrheit seiner Chassidim wider Erwarten nicht seinen Sohn, Rabbi Avraham Chaim Roth, zum Nachfolger, sondern den Schwiegersohn des Rebben, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kahn.

Rabbi Avraham Chaim Roth war, wie man sich sicher vorstellen kann, darüber alles andere als erfreut und wandte sich ab. Er gründete seine eigene chassidische Gruppe, die er Shomrei Emunim (Hueter des Glaubens) nannte. Rabbi Avraham Chaim war im Jahre 1924 in Satmar geboren wurden und ist mit Beila Chaya, der Tochter des Rebben von Zhevil, Rabbi Mordechai Goldman of Zevil (Selutchov) verheiratet.

Nach der Abspaltung exisitierten also zwei Gruppen: Toldot Aharon unter der Führung des Rebben Avraham Yitzchak Kahn und Shomrei Emunim mit dem Rebben Avraham Chaim Roth. Die Mehrheit der Chassidim blieb bei Toldot Aharon.

Rebbe Avraham Chaim ist nach wie vor der Rebbe der Shomrei Emunim und lebt in Bnei Brak, nahe Tel Aviv. Ein grosser Teil seiner Anhänger blieb dennoch in Jerusalem und verfügt über eine Synagoge in Mea Shearim sowie einen eigenen kleinen Stadtteil dort. Genauso leben mittlerweile viele Shomrei Emunim in Beit Shemesh, nahe Jerusalem.

Rebbe Avraham Yitzchak HaCohen Kahn wurde in Safed (Nordisrael) geboren. Sein Vater war Rabbi Aharon David und seine Mutter war die Tochter von Rabbi Moshe Deutsch von Sighet. Er zog nach Ungarn, um dort an der Yeshiva vom Satmarer Rebben, Rabbi Yoel Teitelbaum zu studieren. Dort traf er Rebbe Aharon Roth, der ihn mit seiner Tochter verheiratete. Unter den neuen Führung von Rebbe Avraham Yitzchak Kahn zogen viele Toldot Aharon Chassidim nach Beit Shemesh. Wer heute zu dessen Tisch im Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim geht, der wird nur die Haelfte der Chassidim antreffen, denn ein Grossteil lebt im eigenen Stadtteil in Beit Shemesh.
Rebbe Kahn verstarb an Chanukkah 1996 und wurde auf dem Ölberg neben seinem Schwiegervater beerdigt. Er war der Autor der Bücher "Divrei Emunim", "Derech Emunah" und "Tikvat HaGeulah".

Sein Tod verursachte eine dritte Abspaltung innerhalb der Gruppe, da er zwei Söhne hinterliess, von denen beide der neue Rebbe sein wollten. Die Chassidim von Toldot Aharon wählten den Jüngeren der Brüder, Rabbi David Kahn, zu ihrem neuen Oberhaupt. Der ältere Bruder, Rabbi Shmuel Yaakov Kahn, gründete seine eigene chassidische Gruppe, die er nach seinem Vater, Toldot Avraham Yitzchak benannte.

Beide Brüder sind gelehrte Rabbiner. Rebbe Shmuel Yaakov lernte in der Yeshiva des Visnitzer Rebben Chaim Meir Hager (Imrei Chaim) und Rebbe David Kahn lernte unter dem ehemaligen Satmarer Rebben Yoel Teitelbaum.

Bis heute sind beide Brüder äusserst gut miteinander befreundet. So heisst es jedenfalls offiziell. Dennoch ist das Verhältnis unklar und es bestehen viele Zweifel.

Vielerseits wurde mir berichtet, dass die Avraham Yitzchak Gruppe ein wenig offener sei. Ich beschäftige mich persönlich seit einem Monat mit den Gruppen und bisher ist mir das noch nicht aufgefallen. Die Mitglieder beider Gruppen geben sich mir gegenüber sehr offen. Sie sind jederzeit bereit, Fragen zu beantworten.

Beide Gruppen halten fast die gleichen Minhagim (Braeuche) und benutzen das gleiche rote Sidur (Gebetbuch), welches "Beracha u' Tehillah" genannt wird. Zusätzlich benutzt man bei Toldot Avraham Yitzchak noch das "Tehillat Avraham Yitzchak". Bisher hatte ich nur kurz Gelegenheit in das "Beracha u' Tehillah" hineinzuschauen, welches übrigens sehr viele kabbalistische Zusätze enthaelt.

Beide Gruppen sind Mitglied bei der anti - zinonistischen Dachorganisation Edah HaCharedit. Ein wichtiges Mitglied des Beit Din Zedek - Badatz (Rabbinisches Gericht) der Edah ist Rabbi Meir Brandsdorfer, welcher der Gruppe Toldot Avraham Yitzchak angehört.

Die Gruppen unterscheiden sich in keinster Weise von ihrer Kleidung und von daher ist ein äusserer Unterschied kaum zu ersehen. Die grosse Synagoge der Toldot Aharon sowie jene der Toldot Avraham Yitzchak befinden sich in Mea Shearim.

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