Mittwoch, 6. August 2008

Kleine Einblicke in den Messianismus

B"H

Das frühe 19. Jahrhundert brachte enorme Veränderungen für die europ. Juden mit sich. Sie strebten nach Gleichberechtigung und wollten nicht nur das letzte Rad am Wagen hinter der nichtjüdischen Bevölkerung sein. Parallel dazu tobte die Haskalah (Aufklärung) und das gleichzeitige Aufkommen der Reformbewegung. Immer mehr Juden assimilierten sich, denn so erhofften sie sich eine Form der Gleichberechtigung. Und war das Shtetl nicht längst tot ? Viele deutsche Juden und polnische Juden zog es in den Bann der Haskalah. Man dachte akademisch und nicht an G - tt. Die Juden in Ungarn, Rumänien oder der Ukraine standen jedoch fast voll und ganz hinter der Thora und viele Rabbiner wehrten sich gegen die Reformer.

Aus den gleichen Rechten für alle wurde jedoch nicht viel, denn vielmehr trat das Gegenteil ein: es kam zu immer mehr Pogromen. Insbesondere in Osteuropa. Irgendwann reichte es vielen Juden und sie besannen sich auf das Land Israel. Die Rede ist dabei nicht von den Säkuleren, sondern von den Orthodoxen und sogar den Chassidim. Und ausgerechnet zu der Zeit kam es, wie schon unzählige Male zuvor, zu einer erneuten Berechnung des Messianischen Zeitalters. Im Jahre 1840 nämlich sollte der Meschiach kommen.

Wieviele Male hatte man das im Zeitverlauf der jüdischen Geschichte nicht schon angekündigt ? Das letzte große Jahr, in dem Meschiach erscheinen sollte, war das Jahr 1648. Alle warteten sehnsüchtig, doch wurde gerade dieses Jahr ein Katastrophenjahr für die Juden, denn die Chmielnicki - Pogrome brachten mehr als Hunderttausend Juden den Tod. Später nahm es der chassidische Rabbiner, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz (der Seher von Lublin) auf sich, durch seine guten Taten den Meschiach zu bringen. Des Weiteren ging zu der Zeit Napoleon in Europa um und viele chassidische Rabbiner kommentierten seine Kriege und Eroberungen als den Krieg "Gog und Magog".
Rabbi Horowitz jedenfalls scheiterte in seinem Vorhaben und landete in einer Depression.

Nun sollte das Jahr 1840 endlich den erwarteten Meschiach bringen. Warum gerade das Jahr ?

Weil das weltliche Jahr 1840 das jüdische Jahr 5600 ergibt. Das kabbalistische Buch ZOHAR hatte dieses Jahr als das Jahr des Meschiach angegeben. Aus diesem Grunde machten sich vor 1840 viele Juden nach Israel auf, um den Meschiach zu erwarten. Selbst Juden aus der Türkei und Nordafrika zeigten sich von den Idee begeistert.
Die prominenteste Gruppe, die nach Israel kam, waren wahrscheinlich die Anhänger des Vilna Gaon (Rabbi Eliyahu von Vilna), die sich bereits im Jahre 1813 mit 511 Seelen in Israel niederliessen. Ziel dieser Gruppe war es, durch gute Taten die Ankunft des Meschiach einzuleiten und so sicherzustellen, dass er auch tatsächlich kommt. Es ist ein biblisches Gebot, dass ein Jude in Israel leben muß. Außerdem sollte Jerusalem wieder aufgebaut werden. Professor Yehudah Liebes von der Hebräischen Universität Jerusalem deckte auf, dass ein Anhänger des Vilna Gaon, Rabbi Menachem Mendel von Shklov, in seinem Lehrer (dem Vilna Gaon) den wahren Meschiach sah. Schabbtai Zvi hatte versagt und landete stattdessen in dunklen sündhaften Gefilden, doch war nicht der Vilna Gaon der perfekte Ersatz in der Neuzeit ?

Gerade zu der Zeit vor ca. 200 Jahren kamen vermehrt messianische Ideen auf. Nicht nur wegen der entstandenen chassidischen Bewegung, sondern die Welt an sich unterlag enormen Veränderungen. Die Französiche Revolution, das aufkommenden Industriezeitalter; all dies verunsicherte die Menschen und lesen wir Juden nicht im Talmud, dass die Zeit kurz vor dem Eintreffen des Meschiach gewaltigen Veränderungen unterliegt ? Selbst die aufkommende Reformbewegung wurde von vielen Juden als Grund für das Kommen des Meschiach gesehen. Die Reformbewegung ist eine Abspaltung des Judentums und wer könne schon mit ihr leben ? Aufgrund all der Gründe lag der Gedanke nahe, dass Meschiach unterwegs sei.

Im Sommer des Jahres 1832 ging in Europa eine Choleraepidemie um. Händler reisten daher in keine fremden Ortschaften mehr und so kam es zu einer Verarmung vieler Bevölkerungsteile. Viele europ. Länder kämpften für ihre Unabhängigkeit und wenn man all dieses historische Drumherum betrachtet, dann erkennt man schnell weitere Gründe für die Flucht vieler Juden zurück in ihre Heimat Israel. Der Messianismus war die Spitze des Eisberges.



Der Messianismus der Zeit sowie der chassidische Messinianismus sind breitgefächerte Themen, welche immer wieder separat in Länge angesprochen werden müssen und sollten.

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Quelle:

"Hastening Redemption" by Arie Morgenstern

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