B"H
Vielen dürfte durchaus bekannt sein, dass die Israeliten und Moshe am siebten Tage von Pessach das Rote Meer durchquerten. Und in diesem Jahr fiel der siebte Pessachtag auch noch auf einen Schabbat, was dem ganzen eine noch höhere Keduscha (Heiligkeit) und Spiritualität vermittelte.
Nach dem Schabbatmahl am Freitag abend (Erev Schabbat) machten sich meine Freundin und ich zum chassidischen Tisch der Toldot Avraham Yitzchak in Mea Shearim auf. Im Erdgeschoß liegenden Männerbereich war es wieder einmal voll, nur oben bei den Frauen waren noch freie Plätze zu haben. Wir fanden zwei tolle Sitzplätze mit bester Aussicht hinter der gläsernen Mechitzah (Trennwand zum Männerbereich). Ganz langsam füllte sich auch die Frauenempore, denn es war ja Schabbat und Feiertag zugleich.
Rebbe Shmuel Yaakov Kahn war in bester spiritueller Stimmung und ermutigte unermüdlich seine Chassidim, mit in die Gesänge einzustimmen. Der Rebbe liebt es zu singen und nach der Melodie auf und ab zu wippen. Irgendwie jedoch mußte er am Freitag abend die Chassidim erst aus einem Tiefschlaf holen, ehe sie mit einstimmten. Allerdings gelingt es ihm am Ende immer wieder alle aufzuwecken und zu begeistern.
Wir blieben jedoch nicht allzu lange und die Avraham Yitzchak vorzeitig zu verlassen, tut mir jedesmal weh, denn ich liebe ihren Tisch des Rebben. Nichtsdestotrotz wollten wir zu den Toldot Aharon weiter, denn dort sollte ein außergewöhnliches Schauspiel stattfinden. Ich hatte im Buch "The Haredim" von Amnon Levy gelesen, dass die Chassidim der Toldot Aharon am siebten Tage von Pessach ihre Synagoge voll Wasser schütten, um so den Auszug aus Ägypten darzustellen. Rebbe David Kahn sollte im Wasser tanzen und, wie im Chassidismus üblich, anhand seiner Ekstase in höhere spirituelle Welten aufsteigen.
Ich wollte bei den Toldot Aharon Mitglieder befragen und herausfinden, wann genau diese Zeremonie beginnt.
Aber auch dort war der Männerbereich hoffnungslos überfüllt. Von der Frauenempore ganz zu schweigen, denn dort gab es kaum noch einen Stehplatz hinter der Mechitzah. Hunderte von Frauen samt Kinderschar hatten sich schon auf den Metalltribünen plaziert, aber am Ende fanden wir doch noch Stehplätze, von denen wir alles beobachten konnten.
Es war recht ungewöhnlich, dass Rebbe David Kahn den Tisch so spät, erst gegen Mitternacht, begann. Irgendwann nach seinem Kiddusch (Segnung des Weines) sahen wir so gut wie gar nichts mehr und setzten uns erst einmal auf ein Hinterbänkchen. Dort befragte ich dann eine der Toldot Aharon – Frauen nach dem Brauch mit dem Wasser und wann es denn soweit sei. Und so erwies es sich wieder einmal mehr, keinen 100%igen Glauben an anderer Leute Bücher zu verschwenden. Der angebliche Brauch mit dem Wasserverschütten erwies sich glatt als unwahr. Ja, der Rebbe würde heute Nacht alleine tanzen, aber nicht durch Wasser, sondern ganz normal halt. Gegen 3.00 Uhr nachts täten sich die Chassidim im Kreis aufstellen und der Rebbe würde alleine tanzen. Deswegen sei der Tisch auch so übervoll, denn alle wollen diesem Schauspiel beiwohnen. Und es geschehe nur zweimal im Jahr, dass der Rebbe alleine tanze: am siebten Tage von Pessach und an Simchat Thora.
Auf meine Frage hin, wie denn die Frauen bei dem Massenansturm überhaupt erfolgreich etwas sehen sollen, erwiderte die Frau, dass es nun einmal so sei wie in den zwei ehemaligen Tempeln in Jerusalem. Aus dem Talmud erfahren wir, dass es zu Zeiten des Zweiten Tempels niemals Platzmangel zu vermelden gab. Und waren auch Abertausende Juden zum Gebet anwesend, jeder einzelne fand genug Platz zum Gebet. Und so sei es halt auch wenn der Rebbe der Toldot Aharon tanze.
Dennoch waren wir zu müde, um noch weitere zwei Stunden auf den großen Augenblick zu warten und beschlossen, heimzugehen. Ziemlich schade, denn nun müssen wir in volles Jahr auf die nächste Show warten, denn an Simchat Thora werden in die Synagoge nur Gruppenmitglieder eingelassen. Aus Platzmangel übrigens, womit wir wieder beim Thema "Tempel – Beit HaMikdasch" wären. Da an Simchat Thora nur Toldot Aharon Mitglieder in die Synagoge gelassen werden, erinnert also doch noch nicht alles an die Tempelzeiten. Es geht als nichts über die Heiligkeit des wirklichen Tempels auf dem Tempelberg.
Montag, 28. April 2008
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