Donnerstag, 3. April 2008

Spiritualität in der Mikweh

B"H

Eine der zentralen Rollen im Judentum wird manchmal leicht übersehen; nämlich der Mikwehgang - der Gang ins Ritualbad. Frauen benutzen sie in der Regel zum ersten Mal am Abend vor ihrer Hochzeit und danach als verheiratete Frau natürlich regelmässig. Es besteht die Halacha, dass eine jüdische verheiratete Frau nach dem Ende jeder monatlichen Regel in die Mikweh gehen muß. Hierfür gibt es genaue Gesetze wie, z.B., wann genau sie nach der Regel als zulässig für die Mikweh gilt oder wieviel Tage zwischen dem Beginn und Ende der Regel mindestens vergangen sein müssen. Darüber hinaus geht sie nach jeder Geburt (auch hier gibt es eine vorgeschriebene Anzahl von Tagen) in die Mikweh. Ein relig. Mann geht in der Regel jeden Freitag vor dem Schabbatbeginn in die Mikweh. Hinzu kommen ebenso die Feiertage.

Eines aber übersehen viele, die sich zum Thema "Mikweh" informieren. Das Ritualbad dient nicht nur der körperlichen, sondern ebenso der spirituellen Reinigung. Der große Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria (1534 - 1572) sah eine hohe mystische Bedeutung in der Mikweh. Genauso wie in der Kabbalah, massen später der Baal Shem Tov und seine chassidischen Anhänger bzw. Nachfolger der Mikweh allerhöchste spirituelle Bedeutung bei. Und so kommt es, dass chassidische Männer bis heute täglich in die Mikweh gehen. In der Regel geschieht dies am frühen Morgen.

Litvische Juden lieben es, sich über den täglichen Mikwehgang der Chassidim entweder zu beschweren oder einfach nur lustig zu machen. Das ganze Mikwehgerenne sei ja viel zu übertrieben. Chassidim hingegen betrachten es als eine absolute Notwendigkeit, nicht nur den Körper, sondern auch die Seele zu reinigen und mit der richtigen Kavanah (Konzentration) in der Mikweh sei dies allemal möglich. In der Chassidut heißt es, dass, z.B., der Baal Shem seine Weisheiten in der Mikweh erlangte. Durch Gebet und Kavanah stieg er zu höheren Leveln auf.

Gewöhnlich hegen die Chassidim ihre gruppeneigenen Bräuche in der Mikweh - so auch, wieviele Male man untertauchen muß. Bei der Chassidut Breslov ist es so, dass selbst die Frauen siebenmal untertauchen. Jedes Untertauchen wird als ein höherer Level gesehen, bei dem man völlig vom Wasser umgeben ist und so G - tt nahe kommt. Andere chassidische Gruppen hingegen folgen dem Brauch, mindestens dreimal unterzutauchen.

Unter chassidischen Rebbes sowie Kabbalisten ist es nichts Ungewöhnliches, die größte individuelle Kavanah (Konzentration) dadurch zu erreichen, indem sie sich auf die Namen G - ttes konzentrieren und völlig in die Meditation eintauchen.

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