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Die "Chmielnicki Massaker" fanden in den Jahren 1648 - 1649 statt. Im Judentum ist es gewiß nichts Ungewöhnliches, wenn von Zeit zu Zeit immer wieder die Idee des Messianismus auftaucht. Ein Thema, auf welches in in Kürze etwas näher eingehen will.
Besonders nach der Ausweisung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 (auch hierzu wird es noch mehr zu lesen geben), fand eine Kehrtwendung in der jüdischen Mystik statt. Das Mittelalter hielt nie eine besonders gute Epoche für die Juden in Europa bereit. Obwohl Spanien viele Jahre lang zur neuen Heimat wurde, kam es im 15. Jahrhundert zu einem radikalen Ende. Später auch in Portugal sowie weiteren Ländern, denn die Kirche leistete ganze Arbeit.
Manchmal sahen die Juden einen kleinen Hoffnungsschimmer, der aber nie lange anzuhalten schien. Die Kabbalah wurde apokalyptischer und wegen der schlechten Zeiten und der unsagbaren Opfer wünschte man sich endlich die Erlösung, sprich den Messias herbei. Ungewöhnlich war es ebenso wenig, dass immer wieder neue Daten für die Ankunft des Meschiach genannt wurden und das Jahr 1648 sollte endlich den langersehnten Erlöser bringen. Doch stattdessen wurde gerade das Jahr 1648 zu einem der schicksalshaften und grausamsten für die Juden in Osteuropa.
Die "Chmielnicki Massaker" fanden in einem weitreichenden Gebiet statt. Namen von Bezirken, welche wir heutzutage gar nicht mehr kennen wie Podolia, Volhynia, Cherginov und Poltava. Die heutige Ukraine und Teile Polens. Wer im Chassidismus besser bewandert ist, der wird die alten Landesnamen doch noch kennen, denn genau dort startete später der Baal Shem Tov "sein" Movement.
Damals im 17. Jahrhundert regierte Polen das gesamte Gebiet und auch in ökonomischem Sinne waltete der polnische Adel. Die ansässien Juden hingegen litten unter den anhaltenden Spannungen zwischen dem Adel und deren "Untertanen"; zwischen den polnischen Katholiken sowie den den Anhängern der Russisch – Orthodoxen Kirche; zwischen dem Stadt – und dem Landvolk. Und wie fast überall nahmen damals viele Juden wichtige Stellungen ein, denn sie besassen Ansehen und Einfluß in der polnischen Wirtschaft, was sie somit zu Unterstützern eines kapitalistischen Systemes machte.
Schon im Jahre 1637 riefen militante Kosaken zum Kampf gegen die Juden auf, wurden jedoch von der polnischen Armee überwältigt. Leider verstanden die Juden diese Warnung nicht und das sich solch ein begonnenes Pogrom jederzeit wiederholen könnte. Stattdessen glaubte man, dass kabbalistische Einflüsse sie noch einmal davonkommen liessen und man ging sogar noch weiter: Im Jahre 1648 sollte endlich der Meschiach eintreffen.
Bis zum Jahre 1648 waren die Kosaken viel besser organisiert und wurden angeführt von Hetman Bogdan Chmielnicki. Einen Bund mit den Tartaren waren sie ebenso eingegangen und hatten so an Stärke hinzugewonnen. Chmielnicki wollte die Juden erledigen und zu Beginn des Pogroms wurden die jüdischen Gemeinden am Dnjeper dem Erdboden gleichgemacht. Überlebende konvertierten entweder zum Christentum oder wurden in die Sklaverei verkauft.
Weiter mit den Massakern ging es in Nemirov, wo 6000 Juden abgeschlachtet wurden. Abgeschlachtet im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Kosaken schnitten Kehlen durch, ertränkten jüdische Kinder und wendeten auch sonst alle nur erdenklich Folter an. Synagogen und Thorarollen wurden zerstört und aus dem Material der Thorarollen wurdne Sandalen angefertigt.
Wenig später erfolgte die Auslöschung der Gemeinden Tulchin, Polonnoye und Narol. Letztendlich wurde ein Friedensvertrag zwischen dem polnischen König John Casimir und Chmienicki ausgehandelt. Demnach war es Jude nab sofort verboten, sich an jenen Orten niederzulassen, in denen Kosaken lebten. Chmielnicki hatte seinn Ziel, nämlich die offizielle Anerkennung der Kosaken, erreicht.
Aber nicht nur in Polen kam es zu Massenmorden; Litauen und Weißrußland waren genauso betroffen und die Kosaken stürmten die jüdischen Gemeinden in Moghilev, Vitebsk und Vilna. Als die Schweden im Jahre 1665 Polen eroberten, brachte dies eine kurzweilige Erleichterung für die Juden. Aber da die Juden sich freundlichst mit dem schwedschen Feind einliessen, brachte das wiederum die Polen auf die Barrikaden und es kam zu erneuten Massakern. Offiziell heißt es, dass in den Jahren von 1648 – 1658 über 300 jüdische Geimden vernichtet und ca. 100.000 Juden umkamen.
Was haben wir heute noch damit zu tun ? Ist dies nicht alles längst Vergangenheit ?
Mag sein, aber zum einen begehen wir morgen den Halbfastentag des 10. Tevet und zweitens haben diese Massaker unter anderem weitreichendere Auswirkungen als wir dies auf den ersten Blick anzunehmen vermögen.
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Quelle:
"The Encyclopedia of Hasidism" von Tzvi M. Rabinowicz
sowie einige Literatur von Gershom Scholem
Montag, 5. Januar 2009
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