B"H
"Peyes (die Schläfenlocken ultra - orthodoxer Juden) stören nur", sagte ein mir gegenüber sitzender Soldat zu seinem Kollegen.
Ich überhörte das eher belustigende Gespräch auf meiner Fahrt nach Jerusalem heute morgen.
"Und wieso sollen die jetzt stören ?" fragte der zweite Soldat zurück.
"Naja, die langen Peyes können halt überall hängenbleiben und so. Man schlägt eine Tür zu und arrgghhh".
Persönlich habe ich noch keinen Haredi erlebt, dessen Schläfenlocken irgendwo hängengeblieben sind; auch nicht in Türen, Maschinen, Autos oder sonst irgendwo.
Die beiden israelischen Soldaten waren amerikanischer Herkunft und ich schätze einmal säkuler. Denn täten sie sich mit der Materie näher auseinandersetzen, naja, vielleicht kämen dann andere Kommentare heraus.
Allgemein aber geraten besonders orthodoxe Juden ihrer Kleidung wegen immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im Hochsommer mit Pelzmütze (der chassidische Streimel) herumlaufen, Das halte ja keiner aus und da würden bestimmt alle nach Schweiß stinken. Und dann noch der lange Kaftan und so. Wie halte man das nur aus ?
Aber nirgendwo wird soviel Wert auf die Tradition gelegt, wie in der chassidischen Gesellschaft. Und was vor 50 Jahren, 100 Jahren oder 250 Jahren gut war, das kann jetzt nicht schlecht sein. Viele chassidische Gruppen richten sich nach dem "Chatam Sofer" (Rabbi Moshe Sofer, (1762 - 1839), geboren in Frankfurt / Main, verstorben in Bratislava).
Dies trifft besonders auf die kleinere chassidische Gruppe, die "Chassidut Dushinsky" zu. Bei Dushinsky läuft alles nach dem Chatam Sofer ab und nichts wird verändert. Der Chatam Sofer selber führte seinerzeit einen leidenschaftlichen Krieg gegen die neuaufkommenden Reformbewegung. Die Thora verbietet und Veränderungen, doch die Anhänger des Chatam Sofer weiteten seine Definierung auch auf andere Lebenslagen aus.
Als ich neulich bei einer Frau der Dushinsky - Gruppe eingeladen war, so sagte mir diese, dass schon ihre Mutter auf all die alten Traditionen schwörte, Nicht nur in Bezug auf die superanständige Kleidung, aber auch auf das Verhalten der Kinder und den Haarstil der verheirateten haredischen / chassidischen Frau.
"Natürlich könnten meine Kinder theoretisch ihren Stil ändern, aber ich habe meine Töchter so erzogen, dass dies bei ihnen nicht in Frage kommt", so die besagte Dame.
Bedeuteten derlei Ansichten und Einstellungen eine Angst vor dem Neuem und dem damit eventuell verbundenen Wechsel einer Zeitepoche. Müßte sich die ultra - orthod. Gesellschaft so auf einen Umbruch gefasst machen ?
Ich denke NEIN, denn zu tief ist alles ineinander verwurzelt. Es müssten sich schon Hunderte gemeinsam auflehnen, um etwas zu erreichen. Aber dazu ist kaum jemand bereit, denn es drohen fatale Konsequenzen wie die Ausgrenzung. Und wer will das schon gerne auf sich nehmen ?
Die Kleidung der Haredim, insbesondere der Chassidim, unterscheidet sich ofmals von Gruppe zu Gruppe. Die Ungarn , Rumänen oder Ukrainer tragen einen anderen Stil als die Polen oder Lithauer. Ich werde einmal einiges an Material zusammensuchen. Auch deswegen, weil ich ungewöhnlich viele Hits auf die Artikel bezüglich der haredischen Frau bekomme.
Aber keine Sorge, am Türpfosten ist noch keiner hängengeblieben !!!
Sonntag, 9. November 2008
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