Mittwoch, 5. November 2008

Wahlbeteiligung verboten !

B"H

Auf ganz aktuellen Pakshivilim (Mitteilungspostern) an den Häuserwänden Mea Shearims verkündet die antizionistische Dachorganisation "Edah HaCharedit" ihren Mitglieder und anderweitigen Anhängern:

"Die Teilnahme an den am 11. November 2008 anstehenden Kommunalwahlen Jerusalems ist absolut verboten. Wir (die Edah) unterstützen keinen zionistischen Jerusalemer Bürgermeister !"

Am kommenden Diestag wählen die Jerusalemer ihr neues Stadtparlament und somit auch ein neues Stadtoberhaupt.
In der letzten Legislaturperiode stellte der litvische Haredi Uri Lupolianski einen ruhigen Bürgermeister, dessen Entscheidungen man kaum wahrnahm. Viel zu ruhig, meinen da viele. Lupolianskis Vorgänger Ehud Olmert war da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er gab sich großkotzig, verprasste Steuergelder und fuhr stets aufwendig zum Shopping nach New York.

Die drei bekanntesten aktuellen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters sind:

1. Nir Barkat - Ein säkulerer Geschäftmann.

2. Me'ir Porush - Knessetabgeordneter der haredischen Partei "Yahadut HaTorah".

3. Arcadi Gaydamak - Ein russisch - israelischer Milliardär, der noch nicht einmal seinen Wohnsitz in Jerusalem hat und kein Wort Hebräisch spricht.

Gaydamak scheint nicht die geringste Chance zu haben gewählt zu werden. Jedenfalls nicht von den jüdischen Bewohnern, und deswegen konzentriert er seinen Wahlkampf auf die Palästinenser in Ostjerusalem. Im Ausland (z.B.) Frankreich) wird Gaydamak per Haftbefehl gesucht, denn dort wird er des illegalen Waffenhandels beschuldigt. Die israelische Polizei konzentriert sich eher auf Gaydamaks Steuerhinterziehungen sowie seine Geldwäsche.

Die höchsten Chancen werden dem säkuleren Nir Barkat eingeräumt. Viele Wähler sehen in ihm jemanden mit Führungsqualitäten und Erfahrung, der aufgrunddessen imstande ist, eine Stadt wie Jerusalem zu regieren. Außerdem könnte er ein Bürgermeister für alle sein. Selbst der Gerrer Rebbe, Rabbi Yaakov Aryeh Alter, traf sich allem Anschein nach mit Barkat und sicherte diesem die Wahlunterstützung der Chassidut Gur zu. Dies geschieht allein nur aus dem Grund, weil der Rebbe den Kandidaten Porush nicht ausstehen kann.

Gestern vermeldete ein haredisches Forum im Internet, das Nir Barkat alles andere als positiv für die haredische Bevölkerung Jerusalems sei. Bisher sei er nämlich stets der Erste gewesen, der anti - haredisch dachte und dies auch offen aussprach. Barkar zieht mit Zipi Livni und würde daher einer eventuellen Teilung Jersalems zustimmen.

Der dritte Kandidat ist, wie bereits erwähnt, Me'ir Porush. Ein Haredi (Ultra - Orthod.) und nicht wenige Leute betrachten ihn als viel zu religiös. Kann solch ein Typ mit langem weissen Bart ein Bürgermeister für alle sein ? Würde Porush nicht als erstes Clubs und Geschäfte schliessen, die am Schabbat geöffnet sind ? Kann so einer ein Bürgermeister für die Säkuleren sowohl als auch für die Palästinenser sein ?
Vor wenigen Wochen schlug Porush so richtig in die Vollen und startete eine gewaltige Kampagne, doch die Jerusalemer trauen dem lieben Frieden nicht. "Zu haredisch" - so die verbreitete Meinung. Auf seinen Wahlplakaten verkündete Porush nun, dass er Tausende neuer Wohnkomplexe zu bauen beabsichtige, damit junge Jerusalemer Paare erschwingliche Wohnungen beziehen können. Wie er das machen will bzw. wem genau er diese zur Verfügung stellen will, darüber hört man kein Wort. Werden es doch wieder nur haredische Paare sein, die da ggf. einziehen ?

Und ausgerechnet Porush erweist sich als DIE große Wahlkontroverse. Nicht einmal so innerhalb der säkuleren Bevölkerung, sondern vielmehr in seiner eigenen haredischen Gesellschaft. Der Gerrer Rebbe lehnt ihn ab und genauso tut es Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv. Immerhin brachte Porush die Nationalreligiösen hinter sich, genauso wie die sephardischen Juden und, man höre und staune, die Chassidut Belz. Offensichtlich traf sich der Belzer Rebbe Yissachar Dov Rokeach mit Porush und Ersterer versprach seine Wahlunterstützung. Die Chassidut Belz wählt also Porush.

Und wie gewöhnlich verweigern die Mitglieder der Edah HaCharedit ihre Teilnahme an der Wahl. An zionistischen Wahlen beteilige man sich grundsätzlich nicht.

Endlich besteht einmal die Chance, einen weiteren haredischen Bürgermeister zu bekommen und dann stehen sich die relig. Parteien und Richtungen gegenseitig im Wege. Also läuft offenbar alles auf Nir Barkat hinaus, der bereit ist, Jerusalem zu teilen und sich den Amerikanern zu fügen.

Können sich die Haredim nicht einmal zusammenreissen und von ihren Kleinkriegen ablassen ?

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