Mittwoch, 25. März 2009

"Lehitchazek"


Die Nationalreligiösen an der Kotel (Klagemauer)

B"H

Wenn jemand einen israelischen Baal Teshuva (Jude, der erst im späteren Verlauf seines Lebens religiös geworden ist) Haredi befragt, warum er oder sie sich ausgerechnet der haredischen Gesellschaft verschrieben haben, bekommt nicht selten zur Antwort, dass man ganz einfach religiöser werden wollte. Religiös mit mehr Ernsthaftigkeit. Im Hebräischen benutzen wir dazu den Ausdruck "Lehitchazek - stärker werden in etwas, vertiefen". Und wenn man weiter fragt, erfolgt oft die Feststellung, dass bevor jemand Neues haredisch geworden ist, er es bei der nationalreligösen Gesellschaft versuchte.

Stets habe ich mich dabei gefragt, warum es Neureligiöse gerade in die haredische (ultra - orthodox.) Gesellschaft zieht. Ist das Nationalrelig. nicht genug ? Zum Beispiel kenne ich viele Nationalreligiöse, die strenger relig. leben als einige litvische Haredim. Weiterhin kann man als Nationalrelig. prinzipiell in "normaler" Kleidung herumlaufen und unterliegt nicht dem schwarze Hose - weisses Hemd - Prinzip der Haredim. Jeans bei Männern sind durchaus erlaubt und selbst die Frauen laufen im Jeansrock herum. Außerdem bleibt den verheirateten (geschiedenen sowie verwitweten) nationalrelig. Frauen das Tragen einer Perücke erspart und sie beschränken ihre Kopfbedeckung aus einen Hut oder eine Midpachat (eine Art Mütze). Die Gesellschaft an sich ist weniger streng und grundsätzlich kann jeder tun und lassen, was er will (abgesehen von grundlegenden Rabbinerentscheidungen brechen). Ist das also nichts ? Warum Haredi werden und all die, manchmal nervigen, Wandel durchlaufen ?

Als ich vor Jahren in einer Yeshiva lernte, bekam ich plötzlich den Drive, haredisch werden zu wollen. Frei gesprochen, um einen relig. Perfektionsversuch zu durchlaufen. Dies geschah weitgehend aufgrund meiner Freundschaften innerhalb der chassidischen Gesellschaft; vorwiegend aber wegen meiner Bekannten in Mea Shearim. Nicht vergessen zu erwähnen sollte ich dabei, dass mich diese Freunde niemals beeinflusst haben in meinen Entscheidungen. Nie haben sie mich in die haredische Gesellschaft hineinmissionieren wollen noch wollten sie mich zu irgendetwas verleiten. Es lag an mir, dass ich die haredische Gesellschaft als eine "perfekte Gesellschaft" betrachtete. Natürlich ist niemand auf dieser Welt absolut perfekt, generell gesprochen jedoch verkörpert die haredische Gesellschaft den Weg wie ein ein Thora - Jude leben sollte.




Litvische Haredim

Israels Haredim schauen vielfach auf die Nationalrelig. herab. "Die tragen Klamotten wie die Goim (in diesem Falle Nichtjuden) und suchen sich ihre Mitzwot, die sie gedenken einzuhalten, nur aus. Was mir in der Thora nicht passt, mache ich nicht".

Die Nationalreligiösen wiederum betrachten die Haredim nicht selten als fanatischen unproduktiven Fremdkörper. Eine geschlossene Gesellschaft mit Gesetzen, doch ohne Lebensfreude.
Allgemein aber sei gesagt, dass viele Nationalrelig. den Haredim ungemeinen Respekt zollen und umgekehrt erfolgt dies genauso. Nichts ist eben nur schwarz oder weiss.

Selbstverständlich herrschen zwischen beiden Gesellschaften Mentalitätsunterschiede und jeder neu Hinzugekommene muss halt schauen, wo er sich wohler fühlt. Ich denke, dass einige einstige Nationalrelig. sowie auch direkt neu Hinzugekommene die haredische Welt verherrlichen. Manchmal ist es die spezielle Kleidung, die eine immense Attraktion auf Außenstehende ausübt. Erst später im Alltagsleben stellt sich die Realität heraus und dann erfolgt nicht selten das große Erwachen. So manch einer flüchtet dann aus der haredischen Gesellschaft, andere machen so weiter, tun aber, was sie wollen und sind, im wesentlichen kein Teil der Gesellschaft; und wieder andere interessiert das alles nicht und sie kleiden sich in einer bestimmten Art und Weise, ohne jemals Teil der Gesellschaft sein zu wollen. In der litvischen Welt kann man so leben, doch innerhalb der chassidischen Dynastien (außer Breslov und Chabad) ist dies meist ein Ding der Unmöglichkeit, denn das gesellschaftliche Leben findet innerhalb der Gruppe statt.

Es gibt viele Juden, die nach zusätzlicher Frömmigkeit streben. Sie suchen eine größere Ernsthaftigkeit bei der Mitzwotausübung und erlegen sich von daher mehr Restriktionen auf. Einige stellen sich die Frage, was denn G - tt genau von ihnen erwarte.
"Kann ich nicht noch mehr tun als gefordert ?" Diesen Sätze höre ich von vielen Leuten immer wieder. "Was kann ich mir am kommenden Rosh HaShana (jüd. Neujahsfest) noch auferlegen, um mich selbst im Glauben zu stärken (Chizuk) und mich ebenso zu perfektionieren ?"

Der Überlegungen bedeuten nicht automatisch, dass jetzt derjenige sofort losrennen sollte, um Haredi zu werden, doch zahlreiche Personen meinen, die Haredim seien frommer als die Nationalreligiösen.
Warum das so ist ?
Die Antwort darauf muss jeder Jude für sich selber finden, denn sie ist individuell.


Gerrer (Gur) Chassidim

Als ich einigen Gesellschaftswechseln unterlag, stellte ich schnell fest, dass mir das haredische Leben nicht lag. Nicht der Religion wegen, sondern aufgrund der strengen Gesellschaftsregeln. In dem Moment fragte ich mich, ob G - tt tatsächlich wolle, dass ich Haredi werde.
Ich verließ die Gesellschaft. Vielleicht nie ganz, denn ich habe immer noch Unmengen mit ihr zu tun, doch sehe alles heute etwas aus einer unabhängigeren Perspektive als in der Vergangenheit. Andere neu Hinzugekommene geben dies vor sich selber nicht zu und bleiben in der Gesellschaft. Sie leiden, zwingen sich aber dabei zu bleiben. Wobei ich niemandem empfehlen täte, einfach nur zu leiden, sondern wenn, sollte man gehen und seine innere Zufriedenheit sowie Zugehörigkeit woanders suchen.

7 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

"doch zahlreiche Personen meinen, die Haredim seien frommer als die Nationalreligiösen"

Es sieht vielleicht so aus, muss es aber nicht sein, wie Du festgestellt hast. Ich glaube, dass die Eintrachtstracht für beim Betrachter eine Beurteilung fördert, die den Hariden als "weltfremd" ansieht. Weltfremd ist, wenn man nicht religiös ist, mit religös gleichzusetzen. Letzteres kann ich natürlich nicht teilen (wenn, dann eher das Gegenteil). Aber die haridische Gesellschaft sieht nun einmal geschlossen aus. Entscheidend ist wohl, wie es auf den Betrachter wirkt.

"dass bevor jemand Neues haredisch geworden ist, er es bei der nationalreligösen Gesellschaft versuchte"

Kann ich in sofern nachvollziehen, dass das nationalreligiöse Lager so facettenreich ist, dass es teilweise kaum als einheitliche Gruppe noch wahrgenommen werden kann: Selbst von jemandem, der Teil dessen seit Geburt ist. Von Dati-light (spät heiraten, vielleicht etwas Bnej Akiwa Vergangenheit, kaum Jeschiwa; never Zizit raushängen lassen, spät heiraten, wenige Kinder, kleine gehäkelte Kippa, aber viel Zionismus und "gesellschaftsfähig") bis zu Dos (Mega-Kippa, viele Kinder, vorzugsweise in Kiriat Moshe verwurzelt oder in einer Siedlung lebend; keine höhere Bildung oder gar Abschluss, Kollel als Lebensprinzip). Optisch wirkt die haridische Gesellschaft stärker als einheitliche Gesellschaft, mit viel mehr Zwängen etc. Vielleicht ist Letzteres genau das, was Baalej Tschuwa wollen, gerade ihrer Biografie wegen. Vielleicht braucht man diesen krassen äußerlichen Wandel, um den innerlichen Wandel zu vollziehen?

"Die Gesellschaft an sich ist weniger streng und grundsätzlich kann jeder tun und lassen, was er will (abgesehen von grundlegenden Rabbinerentscheidungen brechen)"

Naja, Shabbes bleibt Shabbes, Koscher bleibt Koscher. Bei den vielen rabbinischen Entscheidungen wird es komplizierter. Negiah halten zwischen den Geschlechtern, , Kisuj Rosch bei der Frau etc. ist die Messlatte, wie mir scheint. Und wie hoch sie ist (oder niedrig), ist eine Frage der religiösen Bildung und die daraus entstehende Einsicht, dass es bei allem im Alltag um Awodat Haschem geht. Also eine Sache des Grundsatzes. Da ist die haridische Gesellschaft bestimmt stärker, auch der Zwänge wegen. Mir ist keine haridische Gruppe bekannt, in der eine verheiratete Frau sich gegen Kissuj Rosh entscheiden könnte. Bei Dati Leumi schon. Und zwar mit reinem Gewissen (der betreffenden Personen). Ob (zweifelhafte) Errungenschaft oder Rückschritt, sei dahin gestellt und ein Thema für sich. Aber angemerkt: Es geht in dem vergangenen Absatz um die light-Version, die antreffbar ist, aber nicht die Mehrheit darstellt, wie ich finde.

"Nie haben sie mich in die haredische Gesellschaft hineinmissionieren wollen noch wollten sie mich zu irgendetwas verleiten"

Ein Jude kann keinen Juden missionieren ;) auch nicht die Lubavitcher.

"Die Nationalreligiösen wiederum betrachten die Haredim nicht selten als fanatischen unproduktiven Fremdkörper. Eine geschlossene Gesellschaft mit Gesetzen, doch ohne Lebensfreude"

Ich glaube, dass es nicht um Lebensfreude geht. Lebensfreude ist ohnehin sehr definitionsbedürftig, vorallem wenn wir über religiöse Menschen sprechen. Gibt es eine größere Freude als an Rosch Haschana den König zu krönen? Oder Shabbat mit der Familie zu verbringen, bei tollem Essen und Süssigkeiten? Es geht um eher um bestimmte Werte, weltlicher und religiöser Natur: Weltlich wie Teilhabe an der Gesellschaft und Kultur, an Wirtschaft und Forschung. Religiös wie die Frage, welche Bedeutung hat die allmähliche Rückkehr des Volkes nach Eretz Israel. Wenn ich meine bescheidene Meinung einbringen darf: Das Volk hat sich auch zu Zeiten des Tanachs mit dem Wirtschaftsleben, Kultur, Kunst, Musik und so weiter beschäftigt. Rambam war alles, nur nicht nur Rabbiner. Ich glaube, dass es so ähnlich ist wie, vor Angst etwas zu übergehen, am besten gar nicht aufstehen möge. Dann scheint mit das Lernen der Halacha richtiger, um zu wissen, wie im Leben klar zukommen. Der Vergleich ist natürlich weit hergeholt und nicht wirklich praktikabel, aber vielleicht als Parabel verständlich. Praktikabler die Frage: Warum hat die Zawah den Ruf aus religiösen Menschen nicht-religiöse Menschen zu machen? Warum ist es nicht anders herum? Und außerdem: Was einst revolutionär war (Chassidismus) birgt die Gefahr reaktionär zu werden. Grundproblem ist die menschliche Schwäche den Willen zu behalten, wenn er mit Geld, dem anderen Geschlecht, Fernsehen und so weiter in Kontakt kommt. Scheint es mir nur so, oder sind vorallem "Shababnikim" erwerbstätig? Wie auch immer: Hier hat Dati Leumi einen großen Vorteil. Es gilt nicht nur das Land zu besiedeln, sondern auch das Volk. Ich finde es unglaublich schön, dass ein Nobelpreisträger ein tief religiöser Mensch ist. Oder dass Menschen mit Kippa auf dem Kopf in den Chefetagen der Banken sitzen oder ebensolche an den Universitäten Vorlesungen in Kernphysik oder europäische Romantik halten. Und zugleich den Nichtreligösen als Gesprächspartner oder Symbol dienen, ihnen zeigen, dass es möglich ist Religion und Arbeit, Teilhabe an Kultur und so weiter zu verbinden. Ich mag es persönlich sehr, dass in den Einrichtungen der hohen Bildung immer Synagogen zu finden sind, die zu den Gebetszeiten immer voll sind.

By the way:
Die schwarze Kleidung ist im Kizzur erklärt. Aber sind Teile der haridischen, chassidischen Kleidung nicht Übernahme ihrer damaligen goischen Umgebung? Zum Beispiel der Strejmel?

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Wenn es um die nationalreligioesen geht, ist Machon Me'ir nie weit.:-))) Sofern Du noch dort lernst. Ansonsten nehme ich die Anschuldigung zurueck.:-)

Ich gehe einmal der Reihe nach vor:

1. Es kommt immer darauf an, wenn man von den Haredim kennen lernt. Manche sind total nett und reden, andere sind das genaue Gegenteil. So wie in jeder anderen Gesellschaft halt auch. Man kann als Aussenstehender Glueck haben oder Pech. So mancher ist verschlossen und dandere wieder offen. Ein krasses Beispiel waere Vishnitz in Bnei Brak, wo viele sehr offen sind und andere eher in sich gekehrt.

2. Vorweg: Ich dachte immer die Sepharadim lassen die Zizit nicht heraushaengen. Rabbi Ovadiah Yosef sagte einmal, dass raushaengende Zizit von Arroganz zeugen.

Letzteres genau das, was Baalej Tschuwa wollen, gerade ihrer Biografie wegen. Vielleicht braucht man diesen krassen äußerlichen Wandel, um den innerlichen Wandel zu vollziehen

Jene Baalei Teshuva, die einen Hauruck - Wandel suchen, waren teilweise schon in ihrem vorherigen Leben irgendwie fanatisch. Jedenfalls machte ich diese Erfahrung mit nicht wenigen von ihnen.

Andere nehmen es gelassener und arbeiten sich langsam an gesellschaft und Teshuva heran.

Vorgestern interviewte ich eine spezielle Yeshiva in Kiryat Mattersdorf (haredisch) und was mir dort fuer Aspekte ueber Teshuva offenbart worden sind ... wow. Ich bereite darueber, samt Yeshiva, einen laengeren Artikel vor.

Baalei Teshuva, die eine "extremere" chassidische Gruppe suchen, meinen nicht selten, im Rebben einen "Vater" gefunden zu haben. Sie suchen nach innerer Fuehrung und Anleitung im Leben. Aber dazu gibt es verschiedene Gruende.

3. Natuerlich bestehen in der haredischen Gesellschaft mehr Zwaenge, wenn Du Dich allein schon durch Deine Kleidung zuordnest. Jeder achtet auch jeden, obwohl die Litvaks mehr Freiheiten haben als Chassidim (ausser Chabad, und Breslov Nana, Berland oder Arush).

4. Ich kenne auch keine einzige Haredit, die sich nach der Hochzeit nicht die Haare bedecken will. Bei Dati le'umi kenne ich einige, die dies nur zum Synagogengang planen. Wobei es sich dabei aber um keine Banot Noam handelt !

5. Oh, was meinst Du, wie chassidische Gruppen andere Juden missionieren: Chabad, Belz oder Toldot Aharon, zum Beispiel !

6. Bildung und Haredim ist ein grosses Thema und nicht generell auszudruecken. Klar, lernt man im Talmud / Thora oder auf Beit Yaakov nur die relig. Basis. Jungen mehr als Maedels, was Talmud, Halachot und Thora angeht. Andere Gruppierungen wie Vishnitz lassen ihre Maedels Englisch lernen, damit die eine Job in der Hicghtech finden und die Family ernaehmren.:-) Gruppen der Edah lernen, Chas ve'Chalilah kein English, um nicht abtruennig zu werden.:-)

Trotz allem gibt es erwachsene Haredim, die sich in der Wissenschaft einschliesslich der Philosophie auskennen. Auch mit der griech. Philosopie uebrigens. Nichtsdestotrotz ist leider heutzutage zuwenig weltliche Bildung in der israel. - haredischen Gesellschaft zu finden. In den Staaten oder England ist das etwas anders.

7. Ich finde es auch gut, dass Prof. Aumann den Nobelpreis bekam und dann bei der Verleihung in Stockholm auf Schatnez in seinem Frack achtete.:-)

Unknown hat gesagt…

Ich bin nicht die offiziele Vertretung von Machon Meir, Miriam :) Nein, ich lerne dort nicht mehr. Es waren der Umstände wegen damals auch nur wenige Monate. Ich würde gerne wieder, mal schauen ob es dort oder irgendwo anders sein wird. Aber zurück zum Thema:

Zu Zizit: Ich habe auch eher von den Ashkenasim gesprochen. Sphardim stehen hier natürlich außen vor, weil halachisch eine andere Situation bei ihnen besteht.

Zu Fanatikern: "Jene Baalei Teshuva, die einen Hauruck - Wandel suchen, waren teilweise schon in ihrem vorherigen Leben irgendwie fanatisch. Jedenfalls machte ich diese Erfahrung mit nicht wenigen von ihnen"

Schließe ich mich an, sofern ich das beurteilen kann. Ich, für mein Teil, bin vorsichtig bei solchen Leuten. Vor allem in nationalreligiösen Lager, weil schnell außer Politik nicht viel religiöses Fundament übrig bleibt.

Zu Banot Noam: Entaschuldige mein Unwissen. Meinst Du eine Schule? Midrascha? Was aber den Synagogengang mit Etwas auf dem Haupt betrifft: Ich werde nachforschen, ich kenne nämlich einige solcher Frauen sehr gut, aber wir haben niemals darüber gesprochen. Ich wollte nicht aufdringlich wirken. Jetzt will ich es aber wissen und werde Feldforschung betreiben und nach den tieferen Gründen der "Nur-an-Shabbat-oder-in-der-Syni-Kopfbedeckung" graben.

Griechische Philosphie, auch auf hohem Niveau, zu kennen liegt nahe. Talmud, Rambam und Philosophie zu lernen muss irgendwann die Auseinandersetzung mit dem Gegenpart erzwingen. Vergleich Kusari. Aber selbst das ist ja (wertvolle und wichtige, aber brotlose) Kunst, wenn man so möchte. Der Begriff der weltlichen Bildung ist natürlich sehr dehnbar und unterliegt der Definitorik in seiner Zeit. Heute würde ich wahrscheinlich Wissen um die Mechanismen der Wirtschaft und diverse Techniken verstehen.

Was Situation in Amerika betrifft: Ja, ich bin mir auch sicher, dass sie da alles ein wenig anders verhält. Und nicht unbedingt falsch. Alles Gute kommt aus Amerika: OU-Herscher, Kellogs Cornflakes ohne Zucker und der Lubavitcher Rebbe :D Zurück: Dort besteht aber auch ein Zwang zur Selbsterhaltung, für den hier gesorgt wird. Ich mahne da ernsthaft zur Vorsicht: Weltliches und Spirituelles so zu trennen, dass beide voneinander bestehen können (Heute) und irgendwann religiöses Prinzip werden (Zukunft) steht, meiner wirklich bescheidenen und vorsichtigen Meinung nach, im Gegensatz zu vielen Prinzipien, auf die wir fundieren. Es ist so ähnlich, wie mit den Anstandsregeln, die immer wieder weiter ausgebaut werden, wie Du oftmals berichtest.

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

"Banot Noam" ist die Maedchenschule des nationalrelig. Schulsystems. Ein "Noam" nur fuer Jungen und die Maedels lernen zwar im gleichen System, doch befinden sie sich in ihren eigenen Gebaeuden.

Jeden Donnerstag nachmittag unterrichte ich eine Noam - Gruppe, was fuer mich jedesmal einen herben Mentalitaetsunterschied zur haredischen Welt bedeutet. :-) Leider, leider, stelle ich aber auch immer wieder fest (und das nicht nur bei meiner Gruppe), dass die Nationalrelig. allgemein fast gar nichts von der haredischen Gesellschaft wissen. Und damit meine ich genauso natinionalrelig. Rabbiner. Bei den Haredim ist das anders, denn sie sind von Grund auf neugierig und beschaeftigen sich schon mit der nationalrelig. Gesellschaft. Einer mehr, der andere weniger.

Beide Gesellschaften zu verdeutlichen ist immer schwer und ich warte noch immer auf den ersten Filbericht, der das einmal schafft. Aber da Filme meist von Saekuleren gedreht werden, warte ich da vergebens, denn niemand kann alles so darstellen wie es ist, wenn er nicht Teil der relig. Gesellschaft ist.

Schabbat Schalom !
Uebrigens kommen einige Ex - Leute von Machon Me'ir zu den Machlises. Darunter der Amerikaner Yoav, der jetzt in Nachlaot lebt.

Anonym hat gesagt…

zurück zum "lehitchasek" - wie fromm sollen orthodoxe juden sein? ich denke, jeder möglichst fromm und zwar so, wie er zu seinem momentanen zeitpunkt sein herausforderungen annehmen (das bedeutet aber nicht, dass chumres immer die verbesserung bedeuten) und mit anderen und von anderen lernen.
lehitchasek ist nichts politisches, es ist etwas, das ausserhalb der labels passiert, und schon durch die zeiten passiert ist - bevor es begriffe wie "haredi" oder "nationalreligiös" gegeben hat. ich vermute, wenn jeder sich mit seinem eigenen chisuk befassen würde und den "anderen" mit mehr gelassenheit und auch nachsicht betrachten würde - wir sind alle nur menschen, und die meisten von uns befinden sich auf einer ziemlich niedrigen madrege - dann würden wir uns besser entwickeln können.
was schliesslich ist das ziel?
nu.

Unknown hat gesagt…

Jaja, ich werde irgendwann zu den Machlises kommen ... :D
Bin Jerushalajim nie in Shabbat halt. Hm, anders herum.

Wenn ich indiskreter Weise fragen darf: Was macht fuer Dich persoenlich die haridische Gesellschaft attraktiv? Oder auch nicht? Du schreibst immer wieder, dass Du willst, dann doch nicht, oder vielleicht einbisschen. Und dann schnell wieder weg. Warum hast Du das Beduerfnis doch irgendwie wieder zum Haridischen zu kommen?

Was den Film betrifft: Dann mach Du ihn. Ernsthaft.

Gut Shabbes

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

@Schoschana

Da hast Du recht mit "jeder auf sienem derzeitigen Level". Leider ist es allgemein nur so, dass manche Leute von vornherein gleich richtig loslegen und uebertreiben und da so manche Gesellschaft, fuer die man sich entscheidet, mit einigen Erwartungen daherkommt und man meint mithalten zu muessen.
Dabei sind es weniger die Gesellschaften als oft der eigene Wille, das alte Leben so schnell wie moeglich abschuetteln zu wollen.

Heutzutage meint man zumindest in Israel, irgenwo hingehoeren zu muessen, denn man will sich ja irgendeiner Synagoge anschliessen und die Kinder auf passende Schulen schicken. Auch sollen fuer die Eltern die richtigen Schiurim gefunden werden und da geht vieles nicht nur levelmaessig, sondern auch politisch von statten.


@Ronen
Ich habe dafuer keine bestimmte Erklaerung. Zu Anfang (im Sommer 1996) weil ich teilweise fasziniert und dachte fuer mich, dass dies die perfekte Art sei, zu leben. Von Beginn an sagte mir die haredische Mentalitaet mehr zu als die der Nationalrelig., was bis heute so geblieben ist.
Seit einiger Zeit beschraenke ich mich darauf, ueber die Gesellschaft zu schreiben, bin aber andererseits darueber bewusst, dass ich von meiner Mentalitaet aus niemals richtig dazugehoeren kann. Manchmal schon und dann wieder nicht.

Aber nach all den Diskussionen traf ich auf viele solcher Faelle; betreffend Leute, die neu hinzukamen und irgendwo ihren Weg suchen.