Sonntag, 15. März 2009

Purim in Mea Shearim


Blick über Jerusalem vom Dach der Ruzhin - Boyan Synagoge

B"H

Andernorts ist Purim nach einem Tag vorüber, doch in Jerusalem wird noch ein weiterer Tag namens "Schuschan Purim" angehängt. Normalerweise finden am Purimausgang DIE großen Feiern im ultra - orthod. Mea Shearim statt. Einschließlich chassidischer Tische mit den jeweiligen Rebben. Sämtlich Synagogen stehen offen, aber bekannt ist Außenstehenden das Event weniger. Und so zog ich mit einer Freundin los und wir hatten Glück, nicht auf allzu viele Tischtouristen zu treffen. Die Straßen Mea Shearims waren, wie noch am Sukkot (Laubhüttenfest im Oktober), nicht in Männlein und Weiblein unterteilt und alle managten die Situationen bestens.

Die chassidischen Tische begannen mit dem Sonnenuntergang am vergangenen Mittwoch abend und unser erstes Ziel waren die Toldot Aharon. Obwohl es gerammelt voll war, gelang es uns dennoch auf der Frauenempore einen Platz auf den Metallgestellen zu ergattern und einen Blick auf Rebbe David Kahn und seine Chassidim zu werfen. Ich kenne den Rebben stets als organisiert und ernst, doch an Purim waren seine Peyes (Seitenschläfen) so ziemlich durcheinander geraten und ich bekam das Gefühl, dass er wohl die ganze Nacht durchgefeiert hatte.

Wir waren gerade am Gehen als eine junge Toldot Aharon Frau auf mich zukam und meinte, dass wir ja recht regelmässig zu den Tischen der Gruppe kommen. Sie beobachte halt alles genau.
Ich fragte sie, was genau sie denn jetzt wissen wolle, denn normalerweise ist dies ein Anzeichen, was Ausfragen bedeutet.
"Nichts wolle sie fragen, sondern ich sei ja in positivem Sinne an der Gruppe interessiert". Da sie das Wort "interessiert" unendlich viele Male wiederholte, sagte ich ihr, dass ich ebenso im Internet über den Chassidismus schreibe.
Wer denn meine Leser seien, wollte sie wissen.
Chassidim, Haredim, Säkulere, Nichtjuden, was immer Du willst, gab ich zurück. Damit war unser Gespräch schnell beendet und sie zog von dannen. Einen besonderen Reim konnte ich mir darauf nicht machen und meine Freundin meinte, dass die Leute halt neugierig seien. Außerdem passen wir in keine deren Kategorien. Wir sind keine frommen Seminarmädels oder anderweitig haredisch.

Wer meint, die Situation genauer erklären zu können, der kann gerne einen Kommentar hinterlassen !

Gleich danach gingen wir fast direkt nebenan zu den Toldot Avraham Yitzchak, geleitet vom zweiten Kahn - Bruder, Rebbe Shmuel Yaakov. Der Rebbe war noch ruhig am Essen und der Chor / die Band etwas in den falschen Tönen, was sich aber sicherlich noch besserte.

Toldot Avraham Yitzchak







Nächste Station: Die Neturei Karta.
Die Neturei Karta besitzt die prachtvollste Synagogue im ganzen Stadtteil, aber dennoch war Purimmässig eher tote Hose. Außer ein paar jugendlichen Betrunkenen, die auf einem Tisch auf und abrannten, war nichts los.


Die Neturei Karta Synagoge in Mea Shearim





Nächste Station: Die Mishkenot HaRoim
Die beste Band; swinging, laut und voller Freude.
Rebbe Chaim Rabinovitch saß in der Mitte und jeder konnte zu ihm kommen und mit ihm sprechen.

Die Mishkenot HaRoim mit Rebbe Chaim Rabinovitch










Nächste Station: Stropkov
Die Frauen hingen wie festgeklebt an der Mechitzah (Trennwand zu den Männern) und wir sahen keinerlei Chance uns daziwschenzuquetschen. Also trotteten wir weiter zu den Schomrei Emunim. Bei den Schomrei Emunim erwartete uns eine absolut positive Überraschung, denn dort hatte man auf der Frauenempore einen größeren Bildschirm aufgestellt und so konnten wir alle den Rebben und seine Chassidim im Untergeschoß ohne Probleme sehen. Eine tolle Idee den Bildschirm aufzustellen !


Nächste Station: Karlin - Stolin
Die Karliner hielten weniger Vorteilhaftes für die Frau parat, denn das Männerzelt draußen vor der Synagoge war mit Vorhängen verhängt. So konnten wir nichts sehen und stellten uns einfach neben dem Zelt auf. Solange bis sich ein Chassid und eine Frau bei uns beschwerten. Wir und einige andere weibliche Wesen sollen gefälligst die Absperrung beachten.

Karlin - Stolin



Aber wir sind keine "hinter den Vorhang Fans" und so gingen wir weiter zu Kretchnif. Die Kretchnifer Synagoge war fast leer, aber der Rebbe tanzte wundervoll vor sich hin. Ich liebe es, dem Kretchnifer Rebben beim Tanzen zuzusehen.

Unsere letzte Station war die Synagogue der Chassidut Ruzhin - Boyan und dort war das Schmankerl der Nacht geboten. Hunderte Chassidim und Frauen auf der Empore waren versammelt und dann stellten sich fünft Chassidim mit einer Chuppah (Hochzeitsbaldachin) vor dem Rebben auf dem riesigen Tisch auf und sangen. Ich befragte eine Boyaner Frau und die meinte aufgeregt, dass man sich jedes Jahr neue Entertainments einfallen liesse.

Auf dem Heimweg konnte ich meine Beine kaum noch bewegen und kam um Mitternacht in Tel Aviv an, wo ich gerade so eine der letzten Sherut - Taxen erwischte.
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Sämtliche Bilder wurden von meiner Freundin aufgenommen !

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

B"H

Hi Miriam,
The idea of the chuppa on the tisch was not for entertainment. There is a serious problem in Boyan with Older Bochurim who are still not married. Purim Tisch is an "ais ratzon" a time of mercy when a Rebbe can bring down certain blessings from heaven by enacting his request in the form of Purim levity. The chuppah was to bring a blessing that all these older bochrim find their shidduchim this year. Of course the women who are not involved in these matters are not privy to the Rebbe's intentions so they thought it was entertainment, but it was really a heavy duty bakasha for heavenly intercession in this problem. One of the people on the table holding the chuppa was the Rebbe's mechutan whose son is a shadchan and hasn't had too much luck making shidduchim, so he took matters into his hands.B"H The Rebbe understood what they were doing and cooperated fully. Let's hope he was able to pull this miracle off.