B"H
Unser Vorvater Avraham war bekannt dafür, vorbeiziehende Reisende in sein Zelt zum Essen einzuladen. Es heißt sogar, dass vier Eingänge in sein Zelt führten. Leute aus allen vier Himmelsrichtungen waren eingeladen. Allerdings stellte Avraham eine Bedingung an seine Gäste: Egal, welcher Religion sie angehörten, nach dem Essen musste ein jeder G - tt für die Mahlzeit danken.
Heutzutage beten wir nach jeder Mahlzeit (incl. nach dem Trinken) einen bestimmten Segen. Im Judentum finden unterschiedliche Segen VOR und auch NACH einer Mahlzeit statt. Nach dem Essen einer Mahlzeit, welche BROT mit einschloß, beten wir üblicherweise das "Birkat HaMazon - Segen nach dem Mahl". Mahlzeiten, welche Kuchen, Nudeln, oder anderes beinhalteten, haben wieder andere Segen.
Dies nur als kleine Einleitung zu meiner eigentlichen Erzählung !
Zwei der üblichen drei Schabbatmahlzeiten verbrachte ich am vergangenen Schabbat in Mea Shearim (einer der vielen ultra - orthodox. Stadtteile Jerusalems). Da die Familie mich jedesmal bittet, sie nicht im Internet zu erwähnen, nenne ich nicht den Namen der chassidischen Gruppe, der sie angehören !
Normalerweise sitzt man bei der Familie nach Geschlechtern getrennt in zwei verschiedenen Räumen. Der Hausherr kümmert sich um die männlichen Besucher und die Hausherrin bewirtet und unterhält die Weiblichkeit. Dies geschieht allerdings nur dann, wenn Gäste anwesend sind. Ansonsten sitzen alle Familienangehörigen zusammen an einem Tisch.
Warum nach Geschlechtern getrennte Zimmer, wenn Besucher vorhanden sind ?
Hierzu sagte mir die Hausherrin, dass sie nicht wolle, dass sich fremde Frauen und Männer an ihrem Tisch kennen lernen. Es ziehme sich nicht, wenn hinterher gesagt wird, man habe sich bei Familie soundso kennen gelernt.
Wie Avraham, legt die Hausherrin meiner Gastfamilie besonderen Wert auf das Birkat HaMazon - Gebet nach dem Essen. "Ohne zu Benschen (Jiddisch für "Birkat HaMazon beten") verlässt mir keiner das Haus", so die Gastgeberin. "Avraham Avinu (unser Vater Avraham) verlangte ebenso, dass nach dem Essen ein Dank an G - tt gerichtet wird und ich halte diesen Brauch ein". Dann erzählte sie uns Anwesenden, wie sich einmal eine junge Frau weigerte, nach Beendigung der Mahlzeit das Gebet zu sagen. Stattdessen dankte sie der Gastgeberin, denn schließlich habe sie ja in der Küche gestanden und das Essen vorbereitet.
"Ja, aber der Dank geht an G - tt, denn Er war es, der mich überhaupt erst mit dem Essen versorgte bzw. mir die Kraft und Energie gab, zu kochen.
Die Frau weigerte sich vehement und meinte, der Dank an die Gastgeberin sei ausreichend. Was habe G - tt damit zu tun ?
So kam eine unerbittlichen Diskussion auf und letztendlich bestimmte die Hausherrin, dass wenn die Frau G - tt nicht danken wolle, sie für ihr Essen zahlen müsse. Nicht am Schabbat selbst, sondern danach. Und verlassen tue sie das Haus nicht, bis sie gezahlt habe. Deswegen könne sie auch bei der Familie nächtigen.
Besagte Frau ergriff wohl die Panik und am Ende betete sie doch noch das Birkat HaMazon.
Einige Monate später kam die Frau erneut als Gast vorbei und berichtete der Hausherrin, sie lerne nun im haredischen Seminar "Neve Yerushalaim" (im Jerusalemer Stadtteil Har Nof.
Man kann von der Geschichte halten, was man will, doch eines ist sicher: Ich werde mich auf keinen Fall weigern, das Birkat HaMazon zu beten, denn ich will nicht in Mea Shearim "gekidnappt" werden !
Dienstag, 16. Juni 2009
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