Dienstag, 12. Februar 2008

Derech Eretz - דרך ארץ

B"H

"Derech Eretz" bedeutet soviel wie "die eigene religiöse Welt mit der Außenwelt zu verbinden".

Im Klartext heißt dies, dass kein relig. Jude nur in seiner eigenen kleinen Welt leben sollte; vielmehr muß er sich auch mit seinen Mitmenschen befassen, die da vielleicht nicht unbedingt auf dem gleichen Level sind.

Aber nicht nur das Verhalten spielt eine Rolle; weiterhin sollte ein Relig. nicht abgeneigt sein, Musik, Kunst oder Naturwissenschaften zu erlernen. Der Rambam (Maimonides) war, zum Beispiel, ein großer berühmter Physiker und Arzt seiner Zeit.

Schade, dass sich in vielen Teilen der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft und auch jener der Nationalreligiösen viel zu sehr nach innen abgeschottet wird. Vielmals gilt alles Äußere als störend.

"Wozu brauche ich schon historische oder wissenschaftliche Kenntnisse, wenn ich in der Yeshiva (relig. Schule) Talmud lerne". Umfaßt nicht gerade der Talmud ebenso diese Themen ? Insbesondere Musik oder Kunst gelten als wesentlich verpönter und wenn, dann solle gefälligst nur ein Mann musizieren. Und sollte es denn schon einmal eine Frau sein, dann trete sie lieber vor weiblichem Publikum auf.

Zuviele chassidische Gruppen kapseln sich immer mehr von der Außenwelt ab. Dies geschieht aus vielerlei Gründen:

1. Um sich und seine chassidische Gruppe vor fremden Einflüssen bzw. modernen Veränderungen zu bewahren.

2. Die Jugend könnte negativ beeinflusst werden.

3. Man selber könnte die Gruppe verlassen und sich dem Sekulärismus zuwenden.

Die Kabbalah sowohl als auch der Chassidismus heben immer wieder die Wichtigkeit des "Tikkun Olam" hervor. Hierbei handelt es sich um eine Art "Seelenreparatur". Jeder einzelne von uns, egal welcher Religion oder Herkunft, hat die Aufgabe, die Welt und sich selbst zu perfektionieren. Um diesen Prozeß in Gang zu bringen, muß ich mich automatisch mit all meinen Mitmenschen befassen, denn vielleicht liegt mein Tikkun ja gerade dort. Wenn ich jemandem anderen helfe oder einfach nur mit ihm rede.

Und wie schrieb der Maharal von Prag in seinem Kommentar zu den "Pirkei Avot - Sayings of the Fathers" ?
Niemand von uns ist allein auf der Welt und wir sind verpflichtet, uns mit der Außenwelt zu befassen.

Und lehren uns wissenschaftliche Studien oder sogar die Kunst nicht von der Schönheit dieser Welt und G - ttes einzigartiger Erschaffung ?

Nicht immer sind alle hier genannten Gruppen strikt "Anti - Derech - Eretz". Im Gegenteil, oft wird man überrascht sein, wieviel es dort gibt. Häufig jedoch zu sehr auf die eigene Gruppe beschränkt.

Eine Ideallösung habe ich bestimmt nicht parat. Von Vorteil ist es auf alle Fälle, wenn alle Seiten sich etwas besser kennen lernen. Wobei dies in einer unaufdringlichen Art und Weise geschehen sollte. Die beste Propaganda ist sicher das Zwischenmenschliche zwischen nur zwei Personen. Nicht immer benötigt es gleich Hunderte von Menschen.

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