Dienstag, 5. Februar 2008

Runaways - Aussteiger

B"H

Nach dem gestrigen Bombenattentat in der Negevstadt Dimona suchte ich durch Youtube, um ein passendes Video zu finden, welches die Atmosphäre eines solchen Attentates zeigt. Dies sollen sich dann alle Pali - Fans ausreichend anschauen und über ihre anti - israelischen Meinungen einmal genauestens nachdenken. Falls solch ein Video überhaupt etwas nützt.

An schockenden Videos fehlte es nicht und ich schaute mir ein paar von ihnen an. Nach kurzer Zeit jedoch beschloß ich, keines der Horrorvideos in eines meine Blogs einzubauen. Momentan nicht, aber vielleicht später einmal.

Genau erinnere ich mich nicht mehr, wie ich plötzlich auf ein Video mit dem Titel "NAF" stieß. NAF in Jerusalem. Es sollte von einem Typen namens Naf (Naftali) handeln, der sich überwiegend am Jerusalemer Zion (Crack) Square herumtreibt. Ah, dachte ich, es geht also mal wieder um einen jugendlichen Junkie. Dennoch war ich neugierig, denn immerhin spielt das Video in meiner Heimatstadt.

Das Video zeigte einen jugendlichen Rapper, der vor noch nicht allzu langer Zeit ein haredischer (ultra - orthod.) Yeshiva (relig. Schule) Student war. Naftali (Naf) erzählte, dass seine Eltern ihn von daheim rausgeschmissen haben, da er sich entschieden habe, sekulär zu werden. Die Eltern sahen in Naf eine Bedrohung für die kleineren Geschwister, denn er könne sie mit seinem Verhalten negativ beeinflussen. Seither wohnt er in die Gegend des Zion Square in der Jerusalemer Innenstadt und weiß nicht genau, was er mit sich anfangen soll.

Er gab zu, seit Jahren nicht mehr geweint zu haben. Weinen bedeute für ihn ein Eingeständnis seiner alltäglichen Probleme. Anfangs ist man der Überzeugung, alles im Leben packen zu können. Selbst als 15 - jähriger. Allmählich aber merkt man, den Probleme doch nicht allein gewachsen zu sein. Natürlich gesteht man sich diese Erkenntnis nicht selber ein. Daher wird erst gar nicht mit dem Weinen begonnen.

Religiöse Runaways sind ein alltägliches gegenwärtiges Problem in Jerusalem. Wohin sollen haredische (ultra - orthod.) Teenager gehen, wenn sie von daheim hinausgeschmissen werden ?

Die Stadtverwaltung hat längst reagiert und ein Team von relig. qualifizierten Sozialarbeitern aufgebaut. Diese Sozialarbeiter versuchen die Eltern zu kontaktieren und mit ihnen und den Kids einen Kompromiß auszuarbeiten. Soll der Teenager nicht doch wieder nach Hause ziehen ? Wie soll er sich anziehen ?
Ein relig. Rebell ist zugleich eine Bedrohung und eine Katastrophe für die Familie. Eine tickende Zeitbombe. Was werden bloß die Nachbarn denken und wie wird sich das auf die Schidduchim (künftige Ehepartnersuche) der Geschwister auswirken ? Dieses sind ernsthafte Gedanken, welche den Eltern durch den Kopf gehen und die sie ohne professionelle Hilfe kaum meistern können. Es gibt nichts Wichtigeres in der haredischen Welt als den guten Ruf zu wahren. Spätere Generationen hängen davon ab. Wie wollen diese später einmal in einer angesehenen Yeshiva aufgenommen werden oder einen guten Schidduch finden, wenn da ein Rebell in der Family ist ?

Bei all dem Wirrwarr werden meistens die eigentlichen Belange der Rebellen vergessen. Gesellschaftliche Probleme haben Priorität und das Individuum steckt zurück.

"Hillel" - die Sozialorganisation derjenigen, die aus der haredischen Gesellschaft aussteigen, ist nicht immer die beste Lösung. "Hillel" organisiert Unterkunft in einem Kibbutz, denn bei den Eltern kann man ja nicht mehr bleiben. Die Organisation gibt weitere soziale Hilfe.

Aber was wird getan, um das ewige Schuldgefühl der Aussteiger abzubauen ?

Ein Schlafplatz und soziale Hilfe sind bei Weitem nicht genug. Absoluten Vorrang sollte die Kontaktherstellung zu den Eltern haben, wozu Hillel kaum bereit ist. "Alles oder nichts" - lautet deren Devise. Einmal weg, soll das Kind so sekulär leben wie es nur geht. Die Jerusalemer Stadtverwaltung scheint eine bessere Alternative zu bieten, denn dort kann man sich bei relig. Sozialarbeitern das Herz ausschütten und bekommt professionelle Hilfe geboten. Und nicht wenige finden ihren Weg wieder zurück zu den Eltern.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

B"H
WOW ICH HABE GEWUSST DAS ES DIE AUSSTEIGER GIBT ABER ESA IST TROTZDEM SCHLIMM DAS PROBLEM IST DAS SIE NICHT WISEN WIE SIE DAMIT ZU RECHT KOMMENsollen bzw wollen und die einfachste loesung ist einfgach weg mit dem problem statt sich damit ausananderzusetzten weil komm seien wir ehrlich in den meisten haredischen familien gibt es nicht einmal kontakt mit den eltern und das isty auch ein problem wenn man seine eigene kinder als "korban"fuer den namen hergibt traurig aber es ist leider so
schabbes
Yzchak

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Ich denke, dass sich die Mehrheit sehr wol mit dem Thema auseinandersetzt. Innerlich setzt man sich minuetlich damit auseinander, weil man ganz einfach an nichts anderes mehr denken kann.

Ich wuerde nicht sagen, dass die Haredim alle Kontakte zu ihren Aussteiger - Kinder abbrechen. Vielmals kommt es auf den Einzelfall an, dann schreiten of die Sozialarbeiter der Stadtverwaltung ein und versuchen, einen Kompromiss zu finden.
Im allgemeinen werden groessere Konflikte versucht zu verhindern.
Das Problem ist nur, und das wurde im Video angesprochen, dass die Geschwister sich ein "schlechtes" Beispiel nehmen koennten.