Sonntag, 24. Februar 2008

Zum Wohle der Wissenschaft und ….. des Geldes

B"H

Neulich las ich eines der Bücher des amerikanischen Autors Israel Rubin. Anfang der Siebziger Jahre schrieb er ein bekanntes Buch, in dem er die chassidische Gruppe Satmar sehr genau beschrieb. Ein hervorragendes Buch für all jene, welche sich für Satmar interessieren und zu einem späteren Zeitpunkt werde auch ich näher auf dieses Buch sowie Satmar selbst eingehen.

Israel Rubin ist religiöser Jude und befasst sich schon über viele Jahre hinweg mit den Satmarer Chassidim. Um alle Details zu bekommen und Chassidim interviewen zu dürfen, traf er sich mit dem damaligen Rebben, Rabbi Yoel Teitelbaum, der ihm offiziell die Erlaubnis erteilte, über die Gruppe schreiben zu dürfen. Heraus kam ein einmaliges Werk, was der Autor im Jahre 1997 auf den damaligen neuen Stand brachte. Natürlich hat sich seither bei Satmar wieder viel verändert und vielleicht kommt ja demnächst eine Neuauflage heraus.

Wie Israel Rubin und andere, schreibe ich aus relig. Gründen heraus. Ich gebe unumwunden zu, dass ich durch meine Berichte über die Chassidut meinen eigenen Weg versuche zu finden. Dieses Anliegen ist mir sehr wichtig und meine Gedanken beschäftigen sich ausgiebig mit dem Thema. Aus diesem Grund geniesse ich die Gespräche mit verschiedenen Chassidim.

Andere wiederum haben einen ganz anderen Grund, über den ich an dieser Stelle berichten möchte. Nicht wie Israel Rubin, ich oder viele andere relig. Schreiber, sondern jene, die sogenannte wissenschaftliche soziologische Untersuchungen an der chassidischen Bevölkerung durchführen.

Zuerst muß ich einmal wieder mehr klarstellen, dass ich gegen akademische Studien gegenüber der chassidischen Bevölkerung bin. Dies schliesst nicht aus, dass es natürlich derlei Studien zum Thema "Chassidismus und dessen Geschichte" geben muß. Alles aber was unter die Rubrik "Privatleben" fällt, schliesse ich davon aus.

Aber vielleicht zuerst zu meinem Beispiel, damit die Angelegenheit verständlicher wird:

Vor ca. sechs Wochen las ich eine Doktorarbeit einer israelischen Doktorantin. Name und Fachwissenschaft will ich nicht nennen.

Die Doktorantin, die ich hier einfach einmal D. nenne, suchte sich das Thema "Die Frauen der chassidischen Gruppe Toldot Aharon" aus. Ich las ihre 450 – seitige Doktorarbeit zweimal, wobei ich mehr als die Hälfte überschlug, da ich mich mit dem Thema selber befasse und mir die meisten Inhalte längst bekannt waren.
Über weite Strecken hinweg beschrieb und artikulierte D. ihr "Werk" vorwiegend wissenschaftlich. Sie machte einige Fehler in bezug auf die Edah HaCharedit und deren Mitglieder. Okay, das kann man noch verstehen.

Sie machte keine erkennbaren Fehler in bezug auf die Toldot Aharon selber. Ihr Thema begrenzte sich allerdings nur auf die Bildung der Toldot Aharon – Frau sowie die Tatsache, dass sich jene Frauen ein oder zwei Tage nach der Hochzeit die Haare abrasieren. Dies ist ein alter ungarisch – rumänischer Brauch, der nicht nur von den Toldot Aharon – Frauen praktiziert wird, sondern genauso von einigen Frauen anderer chassidischer Gruppen.

Die gesamte Beschreibung der Bildung überschlug ich, denn es waren die gleichen Inhalte wie in der gesamten haredischen Gesellschaft, Nichts Neues, auch wenn die Autorin Anderweitiges behauptete.

D. ist nicht unbedingt relig. und ging ein paar Mal zur Gruppe, chassidischer Tisch und Synagoge, um so mit den Frauen in Kontakt zu kommen. Hierzu sei nochmals erwähnt, dass die Toldot Aharon eine aus ca. 600 Familien bestehende extreme chassidische Gruppe sind. In Mea Shearim gelten sie als extrem, werden aber hoch respektiert. Ihr Verhalten ist nicht unbedingt nach außen orientiert und sie ziehen sich mehr in ihre eigene Gesellschaft zurück. Demnach war es für D. nicht leicht, Anschluß zu finden, aber sie schaffte es.

Was ich an ihrer Doktorarbeit kritisiere ist, die Art und Weise, wie sie an ihre Informationen kam.

Einigen Frauen der Gruppe gestand sie, dass sie eine Arbeit für die Uni verfasse. Kein Wort jedoch von einem Doktorat. Der Rebbitzen der Gruppe sagte sie nichts von schriftlichen Berichten, sondern behauptete, sie sei ganz einfach am Chassidismus interessiert und wolle sich der Religion nähern. So half ihr die Rebbitzen, ohne zu ahnen, dass sie in einem Doktorat landen wird.

Was ist daran so furchtbar ?
Ich stimmte mit der Art und Weise nicht überein und sah alles als zu wissenschaftlich formuliert. Wie weit darf jemand zum "Wohle der Wissenschaft" gehen ? Darf er lügen oder sich einschleichen ?

Letzte Woche rief ich D. daheim an, denn ich hatte einige Fragen und wollte mir ein Bild von ihr machen. Das, was folgte, hatte ich nie und nimmer erwartet.

Das Erste, was sie mir am Telefon entgegenhielt war, ich solle bloß keine Inhalte von ihr klauen.

Nun, meinte ich, dass braucht niemand zu tun, denn was D. schreibt, ist nichts Neues und eh bekannt. Und nach wenigen Gesprächen mit den Frauen, hatte ich mehr Wissen erlangt als D. in mehr als einem Jahr. Ich erklärte D., dass ich aus der Religion heraus schreibe und die Chassidim anders reagieren als wenn jemand von der Uni antrabt.

D. war mehr als sauer und schrie mir ins Ohr. Sie verdächtigte mich sogar, von der Gruppe selber zu sein, was ich verneinte. Ich versuchte ihr klar zumachen, dass ich zu keiner Gruppe gehöre, sondern ihr nur einige Fragen stellen wolle.

Dann war sie bereit zu antworten.

Mich interessierte brennend, ob sie noch Kontakte zu den Toldot Aharon habe, nachdem sie schon vor drei Jahren ihr Doktorat verfasste.

D. gab zu, dass dies nicht der Fall sei. Nachdem sie ihr Doktorat beendet hatte, war für sie Schluß mit dem Thema. Sie schreibe gerade ihr Post – Doktorat zu einem anderen Thema und sei damit busy.

Ich sagte ihr, dass ich anders reagiere. Ich täte die Leute nie so fallen lassen, a la….Info bekommen, nun könnt Ihr mich alle mal. Hauptsache ich habe alles im Kasten. Ferner sagte ich ihr, dass die Chassidim für mich kein Studienobjekt seien, sondern Menschen, die ich respektiere und viele davon rechne ich zu meinen privaten Freunden. Nie würde ich hinterrücks etwas Negatives schreiben und mich dann entfernen.

D. flippte völlig aus und begann mit einer wahren Rechtfertigungschose. Sie habe keine Zeit, kein dies, kein das. Kurz gesagt, sie fühlte sich ertappt.

Dann wurde ich erneut beschuldigt, ein Spion der Toldot Aharon zu sein.

Ich fragte sie, ob sie denn wisse, dass der Enkel des Rebben der Gruppe heiratet.

D. wusste es nicht.

Schließlich gestand sie, das Doktorat in ein Buch umzufunktionieren und veröffentlichen zu wollen. Sie wisse, dass sie damit die Toldot Aharon gegen sich habe und sie riesige Probleme bekommen wird.

Hätte sie sich nicht eingeschlichen, dann würde alles problemfrei ablaufen, aber sie hat die Rebbitzen belogen. Und nun befürchtet D., dass wenn sie alles veröffentlich, Drohungen der Gruppe bekommt. Anzunehmen.

Zu guter Letzt schlug D. vor, sich mit mir zu treffen und beraten zu wollen. Ich gab ihr meine e – mail, auf die sie bis heute nicht antwortete und auch nicht antworten wird.

D. macht bis heute den Fehler zu glauben, sie sei die Einzige auf der Welt, welche je mit den Toldot Aharon redete. Wer relig. bzw. Haredi ist, der kennt die Inhalte, die D. herausfand, eh schon längst. Und ich hatte diverse Themen schon vor Monaten angesprochen.

Wenn ich zu chassidischen Gruppen gehe, dann interessieren mich deren Inhalte, Bräuche, Religion, Rebbes und Synagogen. Natürlich spielt nebenbei das Soziologische eine Rolle, aber dies ist mir aus meiner eigenen haredischen Vergangenheit bekannt und ich schleiche mich nicht ein, um Leute zum Thema zu befragen. In dem Punkt kann ich mich selbst befragen.

Wie gesagt, mich stört die Art und Weise, wie D. an ihre Infos kam. Und sobald sie alles hatte, war sie verschwunden. Die Chassidim interessierten sie überhaupt nicht und jetzt will sie Kohle machen. Den Sekulären von chassidischen Frauen berichten, die ihre Haare abrasieren. Auf soetwas fliegt die hiesige sekuläre linke Presse und D. wird in diesen Kreisen Erfolg haben. Nicht dagegen bei den Religiösen.

Ein Freund von mir meinte, dass D. halt wissenschaftlich akademisch an die Sache herangegangen sei und nicht relig. wie ich. Das sei doch verständlich und ihre Sache. Stimmt, aber mir will einfach nicht in den Kopf wie jemand sich einladen lässt, Blabla erzählt und dann die Leute fallen läßt, wie eine heisse Kartoffel.

Andere, darunter auch Chassidim, liessen bei mir verlauten, dass sie man alles veröffentlichen solle. Kümmere doch eh keinen und die Chassidim lesen es sowieso nicht, eben weil ihnen die Themen bekannt sind. So what ?

Wie dem auch immer sei, ich erwartete D. am vergangenen Schabbat in der Synagoge. Freunde meinten, ich sei doof, aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Tatsache aber war, dass D. nicht auftauchte und auch sich bei der Gruppe auch nicht mehr blicken lassen wird. Für sie ist das Thema abgeschlossen und es ist ihr wurscht. Jetzt gehts nur noch ums Bare.

Ich bin kein Wissenschaftler und froh, keiner zu sein, denn wenn es um solche Methoden und Ziele geht, verzichte ich auf jeden akademischen Grad. Ich werde weiter über die Toldot Aharon und viele andere chassidische Gruppen berichten. Soweit habe ich sehr viel von diesen Menschen gelernt und ich respektiere sie absolut. Dies heißt keinesfalls, dass ich immer mit ihnen übereinstimme, aber ich geniesse unsere gemeinsamen Diskussionen sehr und würde mir wünschen so sein zu können wie die Chassidim selber.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

B"H
bitte es entaeuscht mich das du auch angenommen hast das es ihr interesiert was oder wer heiratet
das ist eine typische israeilische art und weise nehmen und dann einfach jeden hintergehen nur um das eigene ziel zu gelangen nur tut es mir leid wegen der rebbezen
die in ihrer gut glaubwuerdigkeit ihr geholfen habe schem jaasor
bis heute sagen meine freunde eine der gruende warum sie nicht nach israel ziehen oder ivestieren ist(ich glaube es ist nur eine faule ausrede)weil die nur ans betruegen sind
Ytzchak

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Ich nenne die chassidischen Gruppen, die untereinander heiraten, da ich viele Haredi - Leser habe und die diese Details wissen wollen.

In Mea Shearim ist es genauso. Man will wissen, welche Chassidut in welche einheiratet.

Zu dem Fall:
Ich haette der Rebbitzen die Wahrheit gesagt. Was haette gross passieren koennen ?

Solche Leute wie D. machen es fuer mich schwer zu schreiben, denn die Chassidim werden immer misstrauischer und ich muss schon lange erklaeren, bis mich jemand versteht.
Alle glauben, man kommt nur zum Spionieren, um dann in der linken Presse alles breitzutreten.