Dienstag, 21. Oktober 2008

Gestreifte Kaftane


Blau - weiß gestreifte Kaftane der Toldot Aharon


B"H

Insbesondere die Toldot Aharon, die Toldot Avraham Yitzchak und einige Teile der Breslover Chassidim Jerusalems tragen sie: die langen chassidischen. Am Schabbat allerdings bestehen diese Kaftane nicht aus blau - weiß, sondern aus einem fast goldfarbenen glänzenden Kaftan. Die goldfarbenen Kaftane werden am Schabbat ebenso von Karlin - Stolin genauso wie von Karlin - Pinks getragen. Letztere jedoch tragen an Wochentagen schwarze Kaftane.

Am Chol HaMoed (den Zwischenfeiertagen) Sukkot nahm ich an einer speziellen Tour durch das Arabische Viertel in der Jerusalemer Altstadt teil. Unser Guide, Student der nationalrelig. Yeshiva "Ateret Cohanim", klärte uns ebenso über die Herkunft dieser recht auffälligen Art der Kleidung auf. Sobald jemand einen Chassid in dem gestreiften Kaften erblickt, meint man glatt, dass da einer entweder total extrem oder sonst irgendwie außergewöhnlich streng zu sein scheint. Er fast sogar fehl am Platze erscheint, denn heutzutage beschränkt sich chassidische Welt auf überwiegend schwarze Kaftane. Besonders jene Chassidim, deren Gruppen ihren Ursprung in Polen haben. Rumänische, ungarische sowie ukrainische Rebben tragen am Schabbat fast immer einen farbenreichen Kaftan, denn gerade in diesen Länder herrschte diese Tradition (z.B. bei Chassidut Nadvorna, Kretchnif, etc.).

Die Toldot Aharon genauso wie ihre Abspaltung, die Toldot Avraham Yitzchak, machen einen Unterschied, indem sie auch wochentags gestreiften Kaftane tragen.
Woher kommt dieser Brauch ?
Der Gründer sowie erste Rebbe der Toldot Aharon, deren ursprünglicher Name "Shomrei Emunim" lautete, kam in den Zwanziger Jahren nach Jerusalem und fand dort sephardische Juden in dem gestreiften Kaftan gekleidet vor. Somit stand für Rebbe Aharon Roth fest, dass das ja wohl die originale Kleidung eines Juden sei, wenn man das in Jerusalem so trug. Rebbe Roth wollte alles so authentisch wie nur möglich haben und trug seinen Anhängern auf, sich diesen eigentlich sephardischen Kleidungsstil anzueignen.

Auf meiner Tour jedenfalls vernahm ich eine weitere Erklärung. Gegen Ende des 19. Jahrhundertes schmissen die moslemischen Bewohner des Arabischen Viertels immer mehr aschkenazische Juden hinaus, da diese ihnen angeblich Geld schuldeten. Jede Aschkenaze, der die Altstadt betreten bzw. Zugang zur Kotel (Klagemauer) verlangte, mußte zuerst ein hübsches Sümmchen an die Araber zahlen, damit diese ihn passieren liessen. Und so kamen die Aschkenazim auf die Idee, ihren Kleidungsstil zu verändern. Sephardische Juden nämlich wurden von den Arabern nicht zur Kasse gebeten und durften sich frei bewegen. Also kam man auf aschkenazischer Seite auf die Idee, sich als sephardischer Jude zu verkleiden. Man zog einfach den gestreiften Kaftan über und verzichtete auf Anzug und europ. Schnickschnack. Die Araber bemerkten den Unterschied nicht und liessen die verkleideten Aschkenazim kostenlos passieren.

So kam es, dass langsam immer mehr aschkenazische Juden in sephardischer Kleidung herumliefen, wohingegen die Sepharden ihrer alten Tradition immer mehr entsagten. Heutzutage sieht man kaum noch eine sephardischen Juden in einem gestreiften Kaftan herumlaufen, sondern ausschließlich Chassidim der aschkenazischen Toldot Aharon, Avarahm Yitzchak und Teilen von Breslov.

Die Breslover Chassidim sind leicht von den Toldot Aharon und Avraham Yitchak zu unterscheiden. Die Toldot Aharon und die Avraham Yitzchak tragen am Schabbat Kniebunthosen und dazu weiße Socken (verheiratete Männer, Singles tragen schwarze Socken). Innerhalb der Woche tragen alle Chassidim nur schwarze Socken. Die Breslover Chassidim hingegen tragen ausschließlich nur lange Hosen und daher spielen die Socken keine Rolle.



Gestreifte Kaftane am Schabbat

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