Montag, 6. Oktober 2008

Rabbi Israel Friedman von Ruzhin

B"H

Eine der Stories, die sich um den ersten Rebben sowie Begründer der Chassidut Ruzhin (Rizhin in Jiddisch) ranken, hat Weltberühmtheit erlangt und immer wieder wird sie gerne erzählt. Und das nicht nur von Chassidim.

Ich denke, dass uns die Story so einiges verdeutlicht und auch uns im Leben zum Nachdenken verhilft.



Rabbi Israel Friedman von Ruzhin wurde im Jahre 1797 in Probroddzice nahe Kiew geboren und verstarb 1850. Er war ein direkter Nachkomme des Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman), welcher der Nachfolger des Baal Shem Tov wurde.

Schon im jungen Alter von sechs Jahren verlor er seinen Vater und wuchs somit bei seinem älteren Bruder Avraham auf. Im Alter von 13 Jahren heiratete er Sarah, die Tochter von Rabbi Moshe HaLevi Efrati, dem damaligen Yeshivaleiter von Berditchev.

Als Avraham im Jahre 1813 kinderlos verstarb, erbte Israel dessen ganze Habe. Er ließ sich erst in Squira und danach in Ruzhin nieder, wo er ein Beit Din (rabbinisches Gericht) einrichtete. Rabbi Israel lebte im absoluten Luxus. Er nahm auf einem Thron Platz, trug edele Kleider, welche jener des russischen Hochadels glich. Und sein Hut war sogar aus Gold.

Außerdem lebte er in einem edelen Palast ausgestattet mit türkischen und persischen Teppichen. Seine Kutsche wurde von vier Pferden gezogen und im Hause arbeiteten viele Bedienstete. Doch im Gegensatz zu all dem materiellen Wohlstand, bestand Rebbe Israel auf ein schlichtes Leben. Das aber wiederum stand im Gegensatz zu seinem Reichtum und angehäuften Besitz, welchen er als unvermeidlich ansah. G - tt habe ihn damit schließlich beschenkt und nun sei er, Rebbe Israel, halt gezwungen, damit zu leben.

Unter anderem schlief der Rebbe nur ganz wenige Stunden am Tag. Früh morgens stand er auf und betete meist stundenlang und lernte danach Thora. Während des Gebetes bevorzugte er eine leise Stimme und hielt nicht von einem ausschreienden Gebet. Selbst der große Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch war begeistert von Rebbe Israel. "Das Licht von G - ttes Gegenwart sei in seinen Augen zu sehen", so Rabbi Hirsch nach einem Treffen.

Später wurde Rebbe Israel von Ruzhin 22 Monate lang inhaftiert, denn es wurde vermutet, dass seine Anhänger zwei jüdische Informanten getötet hatten. Im Jahre 1840, einen Tag nach Purim kam er frei und kehrte nach Ruzhin zurück. Die lokale Polizei jedoch gab nicht auf und hielt ihn unter ständiger Beobachtung, bis dem Rebben letztendlich die Flucht nach Rumänien gelang. Nach ewigem Hin und Her kaufte Rebbe Israel Land in Sadigura (nahe dem rumänischen Czernowitz) und die einstige glorreiche Zeit von Ruzhin blühte wieder auf. Auch seine Familie verließ Rußland im Jahre 1842 und zog zu ihm nach Sadigura. An Pessach 1847 verstarb des Rebben erste Frau und er heiratete die Witwe des Rabbi Tzvi Hirsch von Rymanov.

Rebbe Israel von Ruzhin erhielt die türkische Staatsbürgerschaft und ließ sich in seinem Paß als "Bürger Jerusalems" betiteln. Seine sechs Söhne gründeten allesamt chassidische Dynastien wie Sadigura, Chortkov, Bohush, Skver, Husyatin sowie Boyan.

Was ist nun so einzigartig an Rebbe Israel und was machte ihn so berühmt und bewunderswert ?

Bei all seinen teuren Kleidern und allem Reichtum trug er Schuhe ohne Schuhsohlen. Er lief ständig barfuß, denn niemals wollte er arrogant werden. Das Laufen mit blanken Füssen erinnerte ihn immer daran, dass alles vergänglich und er vor G - tt nur ein einfacher Mensch ist.
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Und wie immer kommt auch die kritische Frage auf, ob wir das alles so glauben sollen ? Nicht in Bezug auf die goldenen Schuhe ohne Sohlen, sondern ob ein Rebbe sich einfach solche einen unermeßlichen Reichtum anhäufen kann. Ist es erlaubt, seine Chassidim dermaßen mit Steuern zu plagen, nur um selbst ein Luxusleben führen zu können.

Genau diese Frage stellte ich mir auch als ich das Luxushotel des Toldot Aharoner Rebben in Saalbach / Österreich sah. Wie kann ein Rebbe dort Urlaub machen, während seine Chassidim im Hinterhof von Mea Shearim nicht immer ein finanziell gutgestelltes Leben führen ?

Jemand aus New York gab per e - mail Folgendes zu bedenken:

1. Finanziert der Toldot Aharon Rebbe David Kahn sämtliche Chassidim und sie hängen fast alle von ihm ab. Kein Grund also, ihm Vorwürfe zu machen.

2. Vielleicht trifft der Rebbe andere Reiche im Blumenhotel und diese sind unverhofft bereit, den Toldot Aharon zu spenden.

3. Kann es sein, dass der Rebbe repräsentieren muß ? Was sollen denn andere denken, wenn er in einer Hütte leben täte ?
Zu Punkt 3 kann ich sagen, dass manchmal weniger Luxus einen besseren Eindruck schindet !

Aber wie so oft, muß sich halt jeder von uns seine eigene Meinung darüber bilden.

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