Dienstag, 19. Mai 2009

Was ist das Besondere am Tisch des Rebben ?

B"H

Fast jeder chassidische Rebbe gibt am Freitag abend (nach dem Schabbatmahl) einen TISCH für seine Chassidim. Einige Rebbes essen dabei, andere wiederum beschränken sich auf das Geben einer Derascha, eines Teachings aus der Thora, oder fordern ihre Chassidim zum Singen auf.

Die Jerusalemer Bäckerei, in der ich zweimal pro Woche arbeite, besitzt das Koscherzertifikat der Belzer Chassidim ( Badatz Belz). Regelmässig unterhalte ich mich mit einem unserer Mashgichim (Kaschrut Experten) und, wie so oft, geht es dabei um verschiedene chassidische Gruppen genauso wie um die Chassidut Belz.

Neulich trat mitten im Gespräch einer der Verkäufer zu uns ins Büro, stetzte sich hin und fragte den Maschgiach, was denn so toll daran sei, wenn Hunderte Chassidim ihrem Rebben beim Essen zuschauen. Und überhaupt, verstößt das nicht gegen die Halacha ? Und was hat man von dem ganzen Gestarre ? Jemand stopft sich voll Essen, na und ?
Nebenbei bemerkt, der Verkäufer ist absolut säkuler, obwohl sein Großvater ein respektierter Rabbiner innerhalb der kurdischen Gemeinde Jerusalems war.

Tatsächlich ist es so, dass der Kitzur Schulchan Aruch jemandem verbietet, einem anderen Menschen beim Essen auf den Mund zu schauen. Der Belzer meinte, dass es nicht darum ginge, dem Rebben jeden Happen in den Mund zu zählen; es sei vielmehr eine Sache der "Keduscha - Heiligkeit", welche den Rebben umgebe. Er sei ein Zaddik (ein Gerechter) und wenn ein Chassid ein Bissen vom Essen abbekommt, über welches der Rebbe einen Segen sprach, so kann das den Chassid positiv beeinflussen. Der Level desjenigen kann ansteigen, wenn er von dem Schirayim (eben jenem Essen) kostet. Eines der ältesten chassidischen Konzepte ist es, dass die Nähe zu einem Zaddik auf alle anderen positiv beeinflussend wirkt.

Der Verkäufer verstand nur Bahnhof und dachte äußerst pragmatisch a la "Was wäre für mich bei dem Tisch drin ?"
"Ich kann das nicht so leicht beschreiben, meinte der Belzer. Nächstes Mal nehme ich dich mit zum Tisch des Rebben". Der Verkäufer wollte auf keinen spirituellen Zweig kommen und manchmal denke ich mir, dass jemand die Chassidut in sich hat oder nicht. Jeder Jude hat seinen individuellen Zugang zum Judentum und geht den Weg, der er für richtig hält. Der eine sieht in einem Rebben den großen Zaddik und für den anderen ist der Rebbe nur ein Mensch wie jeder andere auch.

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