Freitag, 19. September 2008

Rabbi Baruch von Medziboz



"Light of Torah" von Elie Benzaquen


B"H

Das ukrainische Städtchen Medziboz erlang seine Berühmtheit einzig und allein durch die Anwesenheit des großen Baal Shem Tov, der dort von 1740 - 1760 lebte. Zu seiner Zeit war Medziboz eine der größten Städte in der Ukraine;
545 Christen und 219 jüdische Haushalte waren zu verzeichnen. Insgesamt gab es 5000 Einwohner, wovon ein Drittel Juden waren. Man lebte in der Stadt überwiegend vom Handel, denn sie lag recht verkehrsgünstig zwischen Lvov und Kiew.

Rabbi Baruch ben Yechiel von Meziboz wurde im Jahre 1753 geboren und verstarb am 18. des jüdischen Monat Kislev (ca. Dezember) des Jahres 1810 (siehe "Encyclopedia of Chassidut" von Yitzchak Alfassi). Er hatte eine äußerst berühmte Mutter, die da Adel hieß und gleichzeitig die Tochter des Baal Shem Tov war. Sein Vater war Rabbi Yechiel Ashkenazi. Rabbi Baruchs jüngerer Bruder war nicht weniger berühmt, denn hierbei handelte es sich um Rabbi Moshe Chaim Ephraim von Sudlikov (der "Degel Machane Ephraim").

Baruch von Medziboz hatte das feurige Temperament seiner Mutter Adel geerbt.
Bei solch berühmter Verwandtschaft ist es natürlich klar, dass Rabbi Baruch die chassidische Rabbinerlaufbahn einschlagen würde, und so lernte er eine kurze Zeit be idem Nachfolger des Baal Shem Tov, bei Rabbi Dov Baer Friedman (dem Maggid von Mezritch). Danach wechselte Rabbi Baruch zur Schule des Rabbi Pinchas Shapira von Koretz. Später heiratete er die Tochter des wohlhabenden Rabbiner Tuvia von Ostrova und ließ sich in Tulchin, in der Ukraine, nieder.

Leider verstarb seine erste Frau und so heiratete er ein zweites Mal. Dieses Mal die Tochter des Verwandten Rabbi Aharon von Titov. Mit seiner neuen Frau zog er nach Medziboz, wo er ein riesiges Haus erwarb, Pferde hatte und nichts sah, was dagegen spricht, wenn ein Rabbiner wie er im Luxus lebt.

Den Charakter des Rabbi Baruch von Medziboz heute einzuschätzen ist nicht leicht. Er sah sich als der rechtmäßige Erbe des Baal Shem, denn schließlich war der ja auch sein Großvater gewesen. Doch gab e seine Fraktion von drei Rabbinern, welche Rabbi Baruch als Erben des Baal Shem Tov ablehnten. Bei den drei Rabbinern handelte es sich um Rabbi Levi Yitzchak von Berditchev, Rabbi Shneur Zalman von Liadi (dem Gründer von Chabad) sowie dem Seher von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz. Ein weiterer Kritiker des Rabbi Baruch war Rabbi Nachman von Breslov.
Sämtliche Dispute hielten jedoch jene Hunderte von Chassidim nicht ab, zu Rabbi Baruch nach Medziboz zu strömen. Und immerhin war er sehr gut mit Rabbi Menachem Mendel von Vitebsk befreundet.

Es bestehen unterschiedliche Versionen bezüglich eines Streites zwischen Rabbi Baruch und dem Chabad – Gründer Rabbi Shneur Zalman von Liadi. Schon allein deswegen, weil Rabbi Baruch sich als ein wahrer Vertreter der Chassidut des Baal Shem Tovs betrachtete. Heutzutage kennen wir nur noch ganz wenige originale Lehren des Baal Shem Tovs und alles andere basiert auf Interpretationen seiner Nachfolger. So gab schon der Maggid von Mezritch zu, die Lehren des Baal Shem Tots nicht immer direkt wörtlich zu übernehmen, sondern stattdessen gab er seine eigene Meinung der Lehre ab. Damit folgte Rabbi Shneur Zalman dem Beispiel des Maggid und packte seine eigene Meinung in die Lehr emit hinein. So kam alles mitunter durcheinander und Rabbi Baruch von Medziboz regte sich nicht wenig auf als Rabbi Shneur Zalman sein Buch TANYA herausgab. Die darin verfaßten Eigeninterpretationen des Rabbi Shneur Zalman waren für Rabbi Baruch eine Katastrophe. Und als Rabbi Shneur Zalman im Jahre 1808 zur Spendensammlung in die Ukraine kam, sah Rabbi Baruch dieses als ein Eindringen in sein Territorium an.

Und Letzterer hatte sicherlich den Vorteil sagen zu können, dass er der Enkel des Baal Shem Tov ist, woraufhin Konkurrent Rabbi Shneur Zalman behauptete, dass er dann halt der spirituelle Enkel des großen chassidischen Meisters sei. Wie dem auch sei, Rabbi Shneur Zalman hatte den Baal Shem niemals kennengelernt und konnte tun, was er wollte, er war halt kein "Originaler".

Zwar hatte der Baal Shem Tov das Konzept des Zaddik (Gerechten) geprägt, doch richtig ausgebaut wurde dieses erst von seinen Nachfolgern. Rabbi Baruch von Medziboz legte fest, dass der Zaddik das Centrum sein muß. Um ihn drehe sich alles und die Chassidim sollen von ihm lernen.

Immer wieder wurde verfiel Rabbi Baruch in Depressionen und Melancholie, wobei die Chassidim stetig versuchten, ihn aufzuheitern. Schriften hinterließ Rabbi Baruch nach seinem Tode nicht und da er keinen Sohn hatte, war dies das Ende seiner gegründeten Chassidut. Kinder hatte er dennoch: Drei Töchter, welche allesamt Rabbiner heirateten.




Das Grab des Baal Shem sowie der Friedhof in Medziboz / Ukraine

Photo: Solutix.de

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