Sonntag, 21. September 2008
Rabbi Brandsdorfers Familienwege
Toldot Aharon Chassidim in Mea Shearim / Jerusalem.
B"H
Auch am letzten Freitag (Erev Schabbat) lief einer meiner liebsten chassidischen Tische ab. Nämlich der des Rebben David Kahn von der chassidischen Gruppe Toldot Aharon.
Anscheinend handelt es sich bei den Toldot Aharon stets erneut um eine Art "Insidertip", denn den meisten Israelis sowie Ausländern sind sie fast absolut unbekannt. In vielen Ländern kennt man eh nur Chabad, was einer totalen Bildungslücke gleicht.
Wer die Chassidut kennen lernen will, der bemühe sich auch um andere chassidische Gruppen und sobald man dies tut, bemerkt man, wie "langweilig" und eintönig es bei Chabad ist. Es geht nichts um chassidische Tische wie bei Satmar, Bobov, Nadvorna, den Slonim, Kretchnif, Vishnitz, Toldot Aharon und wie sie alle heißen. Wer soetwas noch nicht miterlebte, der kennt die Chassidut nicht.
Ich gebe zu, dass die Toldot Aharon eigentlich fast nur in Mea Shearim und der näheren Ge'ulah Gegend ansäßig sind. Dennoch sind die eine der einflußreichsten Gruppen in der Edah HaCharedit und was bei den Toldot Aharon besonders auffällt ist ihr enormer Zuwachs an Mitgliedern. Schon längst reicht die Synagoge an der Shivtei Israel Street kaum noch aus und eine zweite riesige Synagoge gleich nebenan befindet sich im Bau. Das Problem sind nur die Finanzen, denn das Geld für den Anbau muß erst einmal vollständig organisiert sein. Und da die Toldot Aharon extrem antizionistisch eingestellt sind, lehnen sie jegliche Unterstützungen vom Staat Israel ab und sind somit auf finanzielle Unterstützung von anderen chassidischen Gruppen wie Satmar angewiesen.
Nichtsdestotrotz, der Toldot Aharon Tisch ist mein Lieblingstisch und am letzten Freitag war es wieder soweit. Ich nahm eine Freundin mit und wir hatten großes Glück, gleich zu Tischbeginn zu erscheinen. Rebbe David Kahn war gerade erst in den Synagogenraum getreten und machte Kiddusch (Segnung des Weines). Noch im Treppenhaus hinauf zur Frauenempore fiel mir eine Mitteilung an der Wand auf. Diese war in hebräischer Sprache verfaßt und richtete sich ebenso an die Besucher der Synagoge. Andernfalls ist alles nur auf Jiddisch verfaßt.
An den anstehenden hohen Feiertagen würde man die bestehende Frauenempore erweitern.
Wie schon erwähnt, bei den Toldot Aharon herrscht ein riesen Andrang und besonders auf der Frauenempore sitzt man manchmal eingequetscht wie in einer Sardinenbüchse. Und das, obwohl die Frauenempore schon aus zwei relativ großen Räumen besteht. Aber die Mitglieder nehmen zu, denn die bisherigen Familien sind kinderreich. Und gerade an den Feiertagen kommen ebenfalls die Gruppenmitglieder aus Beit Shemesh angereist und müssen auch noch untergebracht werden.
Wir fanden einen hervorragenden Platz auf einer der Metallbänke genau gegenüber des Rebben. Zwar oben auf der Frauenempore, aber wir konnten alles überblicken. Mein Blick fiel sofort auf den links vom Rebben sitzenden Rabbi. "Äh, war das nicht ?
War das nicht Rabbi Me'ir Brandsdorfer ?"
Aber das konnte nicht sein, denn Rabbi Brandsdorfer hatte sich vor knapp zwölf Jahren bei der Spaltung der Toldot Aharon in eine zweite Gruppe, den Toldot Avraham Yitzchak, auf die Seiten deren Rebben, Rabbi Yaakov Shmuel Kahn, geschlagen. Seitdem gehört Rabbi Me'ir Brandsdorfer, obwohl ein wichtiges angesehenes Mitglied der antizionistischen Edah HaCharedit, sozusagen zur großen Konkurrenz.
Ich fragte ein weibliches Toldot Aharon Gruppenmitglied und die Dame hätte alles erwartet, nur nicht, dass sie von einem Außenstehenden nach Rabbi Brandsdorfer gefragt wird. Somit war sie dann auch erstaunt, antwortete aber sofort recht professionell drauf los. "Ja, der Rabbi Brandsdorfer komme so ca. einmal im Monat zum Tisch des Toldot Aharon Rebben. Naja, er (Brandsdorfer) gehöre zwar zu denen (Avraham Yitzchak), aber immerhin bestehen ja familiäre Beziehungen zur Familie gesamten Kahn.
Rabbi Me'ir Brandsdorfer
Es war also Rabbi Me'ir Brandsdorfer, der da munter neben dem Toldot Aharon Rebben David Kahn saß.
Für mich eine absolute Neuigkeit.
Rabbi Me'ir Brandsdorfer (links im Bild) schüttelt die Hand des Toldot Avraham Yitzchak Rebben Yaakov Shmuel Kahn (rechts im Bild)
Weitere News der Toldot Aharon:
Die dritte Seite einer Frauenempore an der Nordseite der Synagoge wird ausschließlich nur für die drei anstehenden hohen Feiertage eingerichtet werden.
Besucher sollten zu den G - ttesdienstes an den Feiertagen nicht erscheinen, denn selbst die TA - Mitglieder sind gezwungen, ihre Sitzplätze im voraus zu bestellen und zu bezahlen.
Am Yom Kippur sowie dem Simchat Thora bleibt nur Mitgliedern der Eintritt in die Synagoge vorbehalten.
Dies geschieht aus reiner Platznot.
Beim Tisch am Freitag abend waren wir so ziemlich eingequetscht und beschlossen nach zwei Stunden bei den Avraham Yitzchak vorbeizuschauen. Dort war die Frauenempore nur spärlich besucht, wobei sich jedoch mehr als 300 Chassidim im Erdgeschoß um Rebbe Yaakov Shmuel Kahn versammelt hatten.
Der Nachteil war, dass wir schon fast vor Müdigkeit umkippten und uns daher bakd auf den Heimweg machten.
Rechts im Bild: Der Rebbe der Toldot Avarahm Yitzchak, Rabbi David Kahn, und rechts von ihm (in der Mitte) sein Bruder Rabbi David Kahn - der Rebbe der Toldot Aharon.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen