Dienstag, 21. Juli 2009

Update: Die wegen Kindesmisshandlung angeklagte Mutter aus Mea Shearim

B"H

Ehrlich gesagt, weiss ich nicht mehr, wem ich noch glauben soll. Seit genau einer Woche hackt besonders die säkulere israelische Tageszeitung "Yediot Acharonot" auf den Haredim sowie der jetzt unter Hausarrest stehenden Mea Shearim Mutter herum und heute veröffentlichte die gleiche Zeitung Privatphotos aus dem Photoalbum besagter Familie.

Wie das ?
Hinzu kommt, dass die vier weiteren Kinder der Frau mit der Zeitung sprachen und zum Ausdruck brachten, dass sie ihre Mutter vermissen und für sie beten.
Da verstehe einer die Welt !

Yediot verfügt offenbar überhervorragende Beziehungen.

Aber nicht nur das geschieht in dem Fall:
Zuviele Personen sind meines Erachtens nach involviert. Da ist zum einen der Sprecher der Mutter, David Zilberschlag, zum anderen derjenige, bei dem sie ihren Hausarrest verbringt, Rabbi Avraham Freulich (Frohlich), der zu den antizionistischen Briskern (dem antizionistischen Zweig der Soloveitchik Familie) gehört.


Zu Brisk habe ich bisher kaum berichtet und muss dies noch irgendwann nachholen. Nur soviel: Das derzeitige Oberhaupt der antizionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit", Rabbi Yitzchak Tuvia Weiss, zählt sich ebenso zu Brisk. Genauso wie ein weiterer "Mutter - Vertreter" namens David Schmidel.


Schmidel ist in Mea Shearim bekannt wie ein bunter Hund, denn er ist verantwortlich für die "Chevrat Kadischa - Bestattungen" und zog schon so manche Demo ab, wenn es weltweit um die Zerstörung jüdischer Friedhöfe ging.

Weiterhin stellte die Chassidut Gur ihren Knessetrepräsentanten Yaakov Litzman (stellvertretender Gesundheitsminister) zur Verhandlungsverfügung. Angeblich soll Litzman auch die Kaution für die Mutter gestellt haben. Manche behaupten andererseits, es sei Schmidel gewesen.

Gestern nun fand ein weiterer Anhörungstermin vor Gericht statt und die Mutter wurde zu einer psychologischen Beratung verdonnert. Dies lehnte sie ab, da die Edah HaCharedit sich ausdrücklich gegen zionistische Beschlüsse aussprach. Dann aber schritt der Rebbe der Toldot Aharon ein; jener chassidischen Gruppe, welcher die angeklagte Mutter angehört. Rebbe David Kahn überredete die Mutter den gestern abend stattfindenden Termin bei Psychiater Dr. Yaakov Weil wahrzunehmen. Gegen den Willen der Edah und nun liegen Rebbe und die Edah im Clinch.

Ein jeder des "Beratungsteams" hat seine bestimmte Aufgabe, wobei Freulich als Vermittler zwischen Jerusalems Bürgermeister und der Edah betrachtet wird. Bis Donnerstag bleibt die Mutter noch unter Hausarrest. Unterdessen verkündete das Hadassah Ein Kerem Hospital, dass der misshandelte Junge auf dem Wege der Besserung sei und schon über neun Kilogramm wiege. Er könne bald entlassen werden.

Diese Entscheidung wurde nach einem Treffen zwischen Rabbi Tuvia Weiss und dem Leiter des Hadassah - Krankenhauses, Prof. Shlomo Mor Yosef bekannt gegeben. Seitens der Edah HaCharedit soll es massive Drohungen gegen das Krankenhaus gegeben haben und das Krankenhaus selbst erhöhte die Anzahl seines Wachpersonals. Viele Haredim folgen dem Edah - Aufruf, das Hadassah - Krankenhaus zu boykottieren und, unter anderem, lieber ins Shaarei Zedek - Krankenhaus zu wechseln.

Der Toldot Aharon Rebbe David Kahn gab weiterhin bekannt, dass seine Chassidim an keinerlei weiteren "Pro - Mutter - Demos" teilnehmen werden.

Bemerkenswert, dass der Rebbe endlich einmal ein Machtwort sprach ! Der ganze Fall ist eh schon zum Lokalpolitikum geworden, dennoch ist der Fall weiterhin Nr. 1 in der israelischen Presse.

Soweit zu den letzten Fakten und man muss die Untersuchungsergebnisse des Psychiaters Dr. Weil abwarten.

6 Kommentare:

shoshi hat gesagt…

Die Familienphotos wurden übrigens mit Freude von "Kikar Shabbat" übernommen, mitsamt den Aussagen der Kinder...

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Heute laufen schon wieder neue Photos und andere Tatsachen durch das WWW.:-)

Anonym hat gesagt…

Rebbe Kahn scheint ein weitsichtiger und weiser Mann zu sein.
Eine gute Art einer Pro-Mutter-Demo wäre es, wenn die haredische Gruppe selbst untersucht, wie es dazu kommen konnte, dass trotz sehr enger sozialer und familiärer Kontakte innerhalb der Gruppe, eine junge Frau möglicherweise ein Münchhausen-Helfersyndrom aufbaute.

Kein Gericht der Welt, kein Therapeut wird ihnen helfen können, wenn sie es selbst ignorieren..und dann ist es nur eine Frage der Zeit bis dieser Teufelskreis von neuem beginnt.
Hier sehe ich eine große Verantwortung der Rabbiner in dieser haredischen Gruppe - Rebbe Kahn hat einen mutigen Schritt nach vorn getan.
Ich habe großen Respekt davor.

LG

Carl

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

@ Carl

Persoenlich habe ich, seitdem ich Rebbe Kahn kenne (wenn auch nicht persoenlich, sondern nur vom Sehen) sehr grossen Respekt vor ihm. Er ist kein weltfremder fanatischer Rabbi, der da nichts weiss und nur geradeaus schaut. Einige Jahre lebte und lernte er in Monsey (New York) und kennt auch sonst die Welt. Mehr oder weniger.

Ich vor etwas mehr als zwei Monaten war ich bei ihm dabei, um einem Vortrag seiner Frau zu lauschen.

http://hamantaschen.blogspot.com/2009/05/auch-in-der-auenwelt-muss-ich-mir.html

Alles in allem eine sehr bescheidene normale Familie und nicht eingebildet.

Zumindest bewies er viel Mut, sich gegen die Edah zu stellen. Jedenfalls soweit !

Hoffentlich hilft die Gruppe der Frau in Zukunft.


@ Yitzchak

Ich hatte das auch nur als Scherz gemeint ! :-)

shoshi hat gesagt…

Ja, ich habe auch den Eindruck: Je mehr Tamtam um die Sache gemacht wird, desto weniger Chancen hat die frau, falls sie wirklich Munchhausen by proxy hat, es zuzugeben und behandeln zu lassen.

Stell dir vor, es trifft wirklich zu, dass sie wirklich gemacht hat, was man ihr vorwirft, und rund um sie sind Frauen, die ihr versichern, dass sie an ihre Unschuld glauben: sie kann sie ja unmöglich enttäuschen. Das ist ein enormer psychischer Druck!!!

Miriam Woelke hat gesagt…

B"H

Gestern abend wurde bekannt gegeben (und heute mittag wird der Bericht offiziell vorgestellt), dass die Frau laut Dr. Yaakov Weil NICHT am Muenchhausen Syndrom leidet, sondern psychisch voellig gesund ist !!!

Aber dazu heute im laufe des Tages mehr. Wenn nicht am Tag, dann am Abend, nachdem ich wieder in Tel Aviv angekommen bin.