B"H
Die aktuelle Wochenendausgabe der israel. linksgerichteten Tageszeitung "Haaretz" präsentiert ihrer Leserschaft den vollständigen "New York Times" - Artikel über Gitty Grunwald. Die nämlich war Anfang des Jahres 2007 den Satmarer Chassidim sowie deren Kleinstadt Kiryat Yoel (ca. 50 km weit entfernt von New York) entflohen.
Zusätzlich übernahm "Haaretz" ebenso die Photos, welche die "New York Times" von Gitty und ihrer Tochter Esther Miriam knipste.
Ich kann Gitty's Entscheidung, die chassidische Gruppe Satmar zu verlassen, durchaus verstehen, denn dies ist ihre private Angelegenheit. Aber wieso ist sie denn nur zur Presse gerannt ? Damit sie so richtig Aufmerksamkeit für den anstehenden Gerichtsprozeß um das Sorgerecht für ihre Tochter auf sich zieht ?
Okay, das kann ich ebenso akzeptieren, obwohl nicht jeder Satmar - Aussteiger automatisch den Drang verspürt zur Presse zu laufen und dort Dampf abzulassen.
Was ich dagegen absolut nicht akzeptiere, ist die Entscheidung Gitty's sich für die Öffentlichkeit und ihre Tochter halbnackt ablichten zu lassen. Trotz allem Drang nach Publicity sollte man doch ein gewisses Quentchen an Selbstrespekt aufrechterhalten. Gitty für sich selbst und insbesondere bezogen auf ihre Tochter.
Ich könnte so sauer auf Satmar sein, wie ich nur wollte, was mich allerdings nicht automatisch dazu verleitet, mich und meine Tochter halbnackt ablichten zu lassen. Und in dieser Hinsicht kann ich sogar Satmar verstehen.
Wieviel hat Gitty nun eigentlich von der "New York Times" für die Photos bekommen ?
Vielleicht täte mich die Antwort ja dazu verleiten, meine Meinung zu ändern.:-)
Freitag, 25. Juli 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
17 Kommentare:
Hey, come on!
Die Frau hat keine gescheite Ausbildung, vielleicht ist das der Launch ihrer Karriere als Model oder sonst was!!!!
Und vielleicht kriegt sie für den Artikel und die Fotos Geld, was sie wahrscheinlich dringend benötigt.
Sei doch nicht so obergescheit.
Und warum soll sie es nicht publik machen? Ist sie deiner Meinung nach an die Omertà des Satmar-Clans gebunden? Ich finde absolut nicht.
Leider gibt es genug Frauen (Satmar und co), die sich von wohlmeinenden Rabbinern oder Familienmitgliedern zu unerträglichen (gewalttätigen) Männern zurückschicken lassen!
Wird doch Zeit, das da jemand kommt und was sagt.
B"H
Immerhin geht es hier um ein Gerichtsverfahren und bisher brachte sie es groesstenteils nur fertig, sicher laecherlich zu machen.
Die wenigsten Aussteiger rennen zur Presse bzw. ziehen sich vor der Kamera aus, sondern sind busy, sich ihr Leben aufzubauen und nicht im Internet um Spenden zu betteln.
Was ist ueberhaupt Dein Backgrund ? Die inneren Gruppenprobleme betrachtest Du jedenfalls mehr als subjektiv.
Mein Background: nichts besonderes, habe von alledem nicht sehr viel Ahnung.
Deine Frage habe ich nicht ganz verstanden: "Die inneren Gruppenprobleme betrachtest du jedenfalls mehr als subjektiv."
B"H
Ich meine halt, dass Du manchmal alles zu pessimistisch siehst.
Klar, ist die chassidische Gesellschaft nichts Perfektes, doch gibt es unuebersehbare Symbiosen, warum eine Rebbe seine Chassidim braucht und umgekehrt.
"Ich meine halt, dass du manchmal alles zu pessimistisch siehst".
Ich finde es toll, dass du so viele Blogs machst und mit soviel Mühe und Ausdauer "Chassidische Gruppen" erforschst. Offensichtlich machst du es mit viel Herzblut, es ist ein Thema an dir persönlich viel liegt.
Aber es kommt mir ein bisschen vor wie diese "embedded Journalists" (die im Irak-Krieg mit den US-Truppen mitfahren durften). Du hast zwar direkten Zugang zu den Gruppen, dafür musst du aber die offizielle Propaganda wiederholen, sonst schmeisst man dich raus...
Da ist nicht viel Platz für Vertiefung, eigene Recherchen, Objektivität.
B"H
Ich sehe das nicht ganz so. Erstens einmal bin ich nicht auf Skandaljagd, sondern versuche, die chassidische Welt zu erklaeren. Die Mehrheit der Leute weiss eh nichts darueber.
Darueber hinaus habe ich schon ueber Themen berichtet, welche sonst niemand anschneidet und genauso Infos gebracht, die kaum jemand zuvor hatte.
Es kommt mir ein bisschen vor, wie ein Geo-Heft: Man reist zu unbekannten Stämmen, macht dort hübsche Fotos und spannende Berichte, die aber selten kritisch sind: Es geht darum, eine Kultur zu zeigen, wie sie sich präsentiert.
Das ist eine andere Perspektive als die Perspektive "von innen", wo ein einzelnes "Stammesmitglied", erzählt, wie es seinen "Stamm" erlebt...
Schau: wenn wohlmeinende Menschen ein Waisenhaus finanzieren, kann man schöne Berichte darüber schreiben, wie wundervoll der Spielplatz und der Lesesaal sind, und wie liebevoll die Kinder betreut werden.
Aber wie willst du herausfinden, wie sich die Kinder in diesem Waisenhaus wirklich fühlen? Indem du sie am Besuchstag interviewst? Sicher nicht, denn da wurde ihnen ja eingeschärft, nur positives zu sagen, und sobald du weg bist, haben sie Repressionen zu befürchten, wenn sie etwas negatives sagen...
Es ist nicht so einfach, die Wahrheit herauszufinden...
B"H
Also, ich betrachte mich nicht als GEO - Heft.:-)))
Zuerst einmal ist es wichtig, dass derjenige, der ueber das Thema Chassidut, Haredim oder was auch immer, die Gesellschaft von innen her einigermassen kennt. Nur mit Buechern allein laeuft nichts.
Wenn man erst einmal einige Zeit aktiv dabei ist, dann merkt man schnell, was ablaeuft, wo man was erfaehrt und wer wie luegt oder nicht. Man kriegt es einfach mit.
Ob man dann alles schreibt oder nur das, was einem keinen Aerger bereiten koennte, bleibt eine andere Frage.
Ich habe in meinen Blogs die Gesellschaft und auch Gruppen kritisiert und sehe, weiss G - tt nicht, alles durch die rosa Brille.
Nur ist es immer eine Frage wie man es verpackt, sodass man es noch berichten kann.
Um jedes einzelne Detail aufzufuehren .... dazu muesst ich mich nur auf eine einzige Gruppe spezialisieren und nicht auf alle.
Miriam schrieb:
"Ob man dann alles schreibt oder nur das, was einem keinen Aerger bereiten koennte, bleibt eine andere Frage."
Genau das meine ich mit "embedded Journalism": Du kriegst Zugang zu gewissen Orten, aber dafür hast du eine gewisse zensur oder Selbstzensur...
B"H
Offen wird eine Zensur seitens der Gruppen nicht auferlegt, mitbekommen tue ich trotzdem vieles.
Hinterher kommt es immer darauf an, wie man es rueberbringt. Kritisieren tue ich manchmal offener, manchmal verdeckter. Aber mit eingeschraenktem Journalismus hat das wenig zu tun.
Was glaubst Du, wie oft ich schon einmal etwas "Widerliches" schreiben wollte. Dann dachte ich darueber nach und nach einer durchgeschlafenen Nacht sieht man alles etwas gelassener. Darueberhinaus geht es auch um Leute, die Chassidim.
Es waere voellig ungerechtfertigt, die ganze Gruppe aufgrund Einzelner fertigzumachen und andere, wirklich ernsthafte Chassidim, damit mit hinunterzuziehen.
Aber wie gesagt, schreiben kann man alles ....man muss nur wissen wie.
Mirjam schrieb
"Zuerst einmal ist es wichtig, dass derjenige, der ueber das Thema Chassidut, Haredim oder was auch immer, die Gesellschaft von innen her einigermassen kennt."
Eben. Da bin ich mir nicht so sicher, ob das der Fall ist.
Denn zu "Touristen" sind alle nett... Und du sagst ja selbst, in anderen Beiträgen deiner Blogs, dass du keine Lust hast, dir die Tajnes der geschlagenen Frauen und "hassidut-überdrüssigen" jungen Mädchen anzuhören.
Wohl gemerkt: ich weiss nicht, ob es möglich wäre, anders vorzugehen.
Natürlich darf man das Vertrauen, das die Menschen in einen setzen nicht missbrauchen.
Aber wie "von innen heraus" wirkt es auf mich nicht.
Dazu bleiben die Berichte - für meinen Geschmack - zu eng an der Linie der "offiziellen Hofberichterstattung".
Aber andereseits: Vielleicht ist es trotzdem das Beste, was zur Zeit auf Deutsch zur Verfügung steht...
B"H
Na, die Hofberichterstattung schaut aber anders aus.:-)))
Wenn jemand ernst genommen werden will, dann muss er sich zwangslaeufig innerhalb der Gesellschaft bewegen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Chassidim nicht auf Dich zugehen, wenn sie merken, Du sprichst nicht ihre Sprache bzw. bist recht ahnungslos.
Dazu kommt, dass einen Chassidim nur dann lesen, wenn es einigermassen authentisch zugeht.
Dagegen spricht, dass ich nicht auf Skandale aus bin. Nicht aus Angst, sondern weil ich nicht nur darauf schaue, sondern auch auf das Leben drumherum.
"Dagegen spricht, dass ich nicht auf Skandale aus bin"
Aber warum sprichst du Gitty Grunwald dann an? Oder Elior Chen? oder kolko/monrowitz whoever??
Mir kommt es schon ein bisschen wie eine klatschspalte vor...
B"H
ja wohl ich liebe euren disput
sag shoshi weisst du wie ein chassid ausschaut??? :-)))))
lebst du in israel und oder in dland?
ghast sicher die typischen stigma vorurteile die kinder sind doof weil sie ja nur tora lernen die frauen haben keine recht und werden nur geschlagen und umfuntioniert in kinder gebaermaschienen !!!!!!
seit ich baal tschuwa bin g-tt sei dank hat sich das leben und auch meine ehe auf positiver seite veraendert und miriam hat recht versuch einmal mit einem chassid zu reden oder ihm nur guten morgen zu sagen nie und nimmer oeffen die sich einem fremden ich weiss es aus erfahrung bis sie dich anerkennen und dann wenn du einmal drin bist ist es nicht zu erklaeren ich habe es genossen in wien unter denn chassidim zu weilen mehr als mit meinen sfardis(sfaradim)
gruss und weiter so miriam :-)))))
itzchak
B"H
@Shoshi
Leute wie Gitty Grunwald gehoeren zum Thema, denn es gibt auch sie innerhalb der Gruppen. Mit Klatsch hat das nichts zu tun, denn, wie Du selber sagtest, gesellschaftliche Missstaende sollten auch zur Sprache kommen.
Und bezueglich aller Gittys oder wie sie auch immer heissen moegen:
Nach Klatsch klingen meine Ausfuehrungen sicher nicht.
@Yitzchak
Gruss zurueck. :-)))
"sag shoshi weisst du wie ein chassid ausschaut??? :-)))))"
Ah, gibt's da ein Einheits-Aussehen? Ich habe bis jetzt gedacht, dass jeder Mensch anders ausschaut.
PS: Auch die Chassidim zählen für mich zur Kategorie "Menschen" (und nicht "Affen im Zoo")
"lebst du in israel und oder in dland?"
Weder noch.
"ghast sicher die typischen stigma vorurteile die kinder sind doof weil sie ja nur tora lernen "
Wie kommst du auf so was?
1) Für mich sind doof und ungebildet zwei ganz verschiedene Kategorien. Jemand, der keine formelle Schuldbildung hat ist vielleicht - für eine bestimmten kulturellen Kontext ungebildet - aber das hat nichts mit seinem geistigen Potential zu tun.
2) Ich bin der letzte Mensch, der irgend jemanden als doof bezeichnen würde, weil er Schiller nicht zitieren kann. Ich weiss dass "Schiller" nur in einem gewissen Kulturkreis als "Grundstock der Bildung" gilt, woanders jedoch nicht.
3) Ich würde eher jemanden für doof halten, der sich nicht bewusst ist, dass seine Bildung nur in gewissen Kreisen anwendbar ist (z.B. einen Deutschen, der auf einer Internationalen Konferenz mit seinem Deutschland-Spezifischen Detailwissen prahlt, während die Teilnehmer aus anderen Ländern nichts damit anfangen können, oder einen Österreicher, der im internationalen Kontext auf seinem "Mag" besteht(das finde ich lächerlich, wenn nicht gar peinlich).)
4) Ich bin der Meinung dass gerade auf Yeshivot das, was ich als "Intelligenz" bezeichnen würde, gefördert wird.
Allerdings muss ich sagen, dass es schon vorgekommen ist, dass ich, Schwierigkeiten hatte, mit Chareidischen Mädchen und jungen Frauen eine gemeinsame Sprache zu finden, weil sie ganz andere Vorlieben und Interessen hatten als ich (Sie: Schminke, Schönheit, Kleider kaufen, kochen, lachen, Kinder, Windeln. Ich : eher trockenere SAchen). Aber das ist mir mit meinen übrigen Altersgenossinnen ebenso gegangen.
"die frauen haben keine recht und werden nur geschlagen und umfuntioniert in kinder gebaermaschienen !!!!!!"
Nein, ich glaube nicht, dass sie NUR geschlagen werden.
Ich will nur, da ich den Eindruck habe, dass hier die gegenteilige Meinung vorherrscht, festhalten, dass es AUCH VORKOMMEN KANN, DASS SIE EINEN GEWALTTÄTIGEN EHEMANN HABEN.
(und ich habe in solchen Fällen von nicht adäquaten Reaktionen des Establishments gehört: man schickt die Frau zum gewalttätigen Mann zurück. Das finde ich falsch.)
"zu GEbärmaschinen":
Ich finde es wunderbar, wenn eine junge Frau mit 18 oder 20 heiraten darf, falls sie das möchte.
Ich finde grosse Familien wunderbar.
Falls Frauen sich durch Gruppendruck dazu bringen lassen, mehr Kinder zu bekommen, als sie verkraften können, finde ich das zwar an sich nicht positiv, aber grundsätzlich ist das ihr Problem.
"seit ich baal tschuwa bin g-tt sei dank hat sich das leben und auch meine ehe auf positiver seite veraendert"
DAs finde ich wunderbar. Weiter so!
"und miriam hat recht versuch einmal mit einem chassid zu reden oder ihm nur guten morgen zu sagen nie und nimmer oeffen die sich einem fremden"
"nie und nimmer öffnen die sich einem Fremden".
Weiss nicht. Mir ist es schon vorgekommen, dass sich unvorhergesehen eine Unterhaltung mit einem Chassid entwickelt hat.
War ein Bobover, wie sich dann herausgestellt hat...
... ich meine, klar: mit dem anderen GEschlecht dürfen die nicht so recht... Aber mit Frauen und Kindern ergeben sich eigentlich recht leicht Kontakte...
Man darf halt seinen Blick nicht auf die Uniform beschränken, sondern muss den Menschen sehen, der darin steckt.
"ich habe es genossen in wien unter denn chassidim zu weilen mehr als mit meinen sfardis(sfaradim)"
@yitchak
Du bist nicht der erste, der mir das sagt...
Auf der einen Seite: ich verstehe dich, denn ich nehme an, dass in Wien bei den Chassidim mehr los ist, als bei den Sefardim.
Auf der anderen Seite: Der Chassidismus inspiriert sich ja von den Sefardim, und gerade die Sefardim haben da in ihrer Kultur Vieles in noch viel intensiverer und reinerer Form als die Chassidim...
An deiner Stelle würde ich dem unbedingt nachgehen...
But I guess: Das Gras beim Nachbarn ist immer grüner.
...Geht mir ja auch so...
Kommentar veröffentlichen