Dienstag, 9. Dezember 2008

Der Sturm gegen die Bildung

B"H

Israel will in das haredische (ultra - orthod.) Bildungssytem eingreifen. Bisher stellte eine Vielzahl haredischer Schulen ihren Lehrplan selber auf und auf dem standen mehr Thora, Halachot oder Talmud statt Physik, Mathe, Englisch oder Erdkunde und Biologie. Bei den Mädels schaut es noch schlechter aus, denn dort wird oft nur "Thora light" gelehrt. Ein wenig mit Raschi - Kommentar, aber vergesst all die anspruchsvollen Kommentare des Kli Yakar, Ohr HaChaim, Ramban (Nachmanides) und von den kabbalistischen Kommentaren einmal ganz abgesehen. Womit ich nicht sagen will, dass Raschi weniger anspruchsvoll oder der Ramban kein kabbalistischer Kommentator sei.

Wer sich heute mit einem israelischen Chassid oder ebenso einem israelischen litvischen Haredi unterhält, der wird erhebliche Allgemeinbildungslücken entdecken, was schon meist bei der englischen Sprache beginnt. Viele Haredim fragten mich schon, warum das Internet nicht funktioniere, wenn man die Adresse einer Website auf Hebräisch schreibe. Im Ausland mag es sein, dass Haredim gebildeter sind, in Israel hingegen steht außer Religion kaum etwas anderes auf dem Stundenplan.

Und was ist, wenn ein Kind besonders begabt ist ? Wird es in dem Falle nicht seiner Fähigkeiten betrogen, wenn nur Halachot oder Mischnayiot aus dem Talmud auf ihn eingedroschen werden ? Genauso bei den Mädels ? Was, wenn eine junge Frau das Zeug zu einer Ärztin hat ?

Schon früh werden jegliche Gedanken an eine Uni ausgeschaltet. Bei beiden Geschlechtern. Und wenn, dann wird nur auf relig. Einrichtungen studiert, denn höhere säkulere Studien kommen nicht in Frage. Und schon gar keine Fächer, welche die Thora in Frage stellen.

Als ob irgendeine Wissenschaft die Thora in Frage stellen könne. Schon der Rambam etc. waren da ganz anderer Meinung und viele Rabbiner des Mittelalters waren ebenso Physiker, Ärzte oder Mathematiker. Später jedoch legte der allseits gepriesene Chatam Sofer fest, dass es innerhalb der haredischen Gesellschaft keinerlei Erneuerungen geben darf. Alles Traditionelle kann nicht falsch sein, denn es hat sich bewährt.

Alles Neue wird daher als eine Art Bedrohung aufgefasst. Aber Bedrohung für wen ? Für die jeweilige Gruppe / Gemeinde oder den jeweiligen Rabbiner . Rebben ? Hat der Rebbe kein Interesse seine Schäfchen man schön bei der Stange zu halten ? Oder ist es wirklich so, dass säkulere Studien nur verwirren ?

G - tt hat uns alle mit besonderen Fähigkeiten und Talenten ausgestattet und diese sollen wir zum Positiven nutzen. Nun will der Staat Israel einige säkulere Studien in den haredischen Stundenplan zwingen und bezieht sich dabei auf die geistigen Schwachheiten der Gesellschaft. Mit bemindertem Wissen finde man keinen Job und könne sich nicht alleine ernähren. Nur erweiterte Studien sichern ein erfolgreiches Berufsleben.

Da haben wir es wieder. Als ob alle Haredim am stattlichen Sozialtropf hängen täten.
Viele von ihnen arbeiten schon immer oder längst; davon Hunderte in der eigenen Gemeinde als Rabbiner, Lehrer, Kaufmann, Schochet (Tiere schächten), etc. Andere wiederum, welche den Gruppen der antizionistischen Edah HaCharedit angehören (wie Satmar, Toldot Aharon, Spinka, Teile Breslovs, den alteingesessenen Jerusalemern und vielen anderen) nehmen eh kein Geld vom zionistischen Staat an, sondern leben von ihren eigenen Spendengeldern aus den USA.

Seit Wochen regt sich Widerstand in der israelisch - haredischen Gesellschaft und es wird zu Demos aufgerufen. Man wolle keine staatlichen Vorschriften zum Lehrplan und was sich jahrhunderte lang bewährte, kann jetzt nicht falsch sein.

Bleibt die Frage:
Ist alles nur eine Machtfrage oder auch eine Machtfrage ?


Link:

http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3634458,00.html

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