Mittwoch, 7. April 2010

Schabbesschrei in Nachlaot

B"H

Der kleine beschauliche Stadtteil Nachlaot gerät offensichtlich immer mehr ins "Schabbeskreuzfeuer". Gleich am Jerusalemer Machane Yehudah Markt gelegen unterliegt Nachlaot seit langem einem Künstler - Lebenskünstlerflair. Waren es vor mehr als 30 - 40 Jahren noch vorwiegend kurdische oder überhaupt sephardische Neueinwanderer, die sich dort niederliessen, so wandelte sich die Zeit. Heute wird Nachlaot vorwiegend von amerikanischen Neueinwanderern, relig. oder nicht sowie jungen Israelis, relig. oder auch nicht, bewohnt. Man kommt miteinander aus und die total Spirituellen a la Rabbi Shlomo Carlebach oder seinem modernen Ableger Rabbi Shalom Brod stören nicht weiter im Getriebe. Eine Seite Nachlaots aber wird mittlerweile von den Haredim (Ultra - Orthodoxen) beherrscht und das richtig. Am Schabbat sind dort die Straßen gesperrt und Anstandsschilder sind eh schon überall zu finden. Doch auch hier macht man, mehr oder weniger, auf gute tolerante Nachbarschaft. Keiner nervt den anderen und alles plätschert gemächlich dahin.

Seit Monaten aber postieren sich einige fanatische Haredim an die Agrippas Street am Schabbat und brüllen auf die vorbeifahrenden Autos "Schabbes, Schabbes" ein. Die Agrippas ist ganz und gar nicht haredisches Territorium, doch am Schabbat ein Anlaufpunkt für Schreie. Selbst noch drei Minuten vor dem offiziellen Schabbatende.

Am Montag abend (Pessach) ging es zwei Stunden mit den Schreien die Agrippas auf und ab. Ich frage mich nur, inwieweit sich die ansässige Bevölkerung nicht bald auflehnt. Vor lauter relig. Erhabenheit scheinen einige die bisherigen toleranten Spielregeln des Zusammenlebens niederzutreten.

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